
Lufthoheit als Vorbedingung: Israels taktische Vorbereitung eines möglichen Großangriffs
Die systematische Ausschaltung iranischer Luftabwehrsysteme und Raketenkapazitäten schreitet voran. Im Schatten der Eskalation wächst der Druck auf Washington, sich militärisch zu beteiligen.
Die militärische Operation zur Zerstörung iranischer Luftabwehrsysteme läuft offenbar weiter auf Hochtouren. Zahlreiche Hinweise deuten darauf hin, dass Israel gezielt den westlichen iranischen Luftraum – insbesondere westlich des Zagros-Gebirges – für ein mögliches Eindringen eigener Kampfjets vorbereitet. Nach Berichten über zerstörte Flugzeugschutzbauten auf dem Luftwaffenstützpunkt Mehrabad in Teheran ist es wahrscheinlich, dass israelische Kampfflugzeuge bereits weit in den iranischen Luftraum vorgedrungen sind.
In der Nacht auf Samstag meldeten Einwohner Teherans und Karadschs stundenlanges Brummen von Kolbenmotoren über der Hauptstadt – begleitet von Flugabwehrfeuer und Explosionen am Himmel. Ziel der eingesetzten Drohnen war offensichtlich, verbliebene Komponenten des iranischen Luftverteidigungssystems zu orten und zum Feuern zu provozieren. Sobald iranische Flakstellungen aktiv wurden, erfassten israelische Aufklärungsflugzeuge deren Koordinaten, um sie gezielt auszuschalten.
Ein Großteil der modernen, strategisch relevanten Luftabwehrsysteme Irans ist nach israelischen Angaben inzwischen zerstört. Übrig geblieben sind zahlreiche ältere Systeme sowjetischer und westlicher Bauart, die vor und nach der Islamischen Revolution beschafft wurden. Diese Relikte mögen technisch überholt sein – als Massenware können sie dennoch gefährlich werden. Um auch sie systematisch zu erfassen, setzt Israel auf Schwarmtaktiken mit Kleindrohnen.
Parallel läuft die Ausschaltung iranischer Raketenabschussanlagen. Der Fokus der israelischen Luftschläge in den vergangenen 24 Stunden lag eindeutig auf der Zerschlagung der Raketeninfrastruktur. Einzelne symbolische Angriffe – etwa auf die Raffinerieanlage in Phase 14 von South Pars – dienen eher der psychologischen Kriegsführung und strategischen Kommunikation.
Eine Eskalation durch gezielte iranische Angriffe auf israelische oder arabische Energieanlagen hätte fatale Konsequenzen. Militäranalysten gehen davon aus, dass Israel im Gegenzug die gesamte Öl-, Gas- und Energieinfrastruktur Irans lahmlegen könnte – mit verheerenden wirtschaftlichen und logistischen Folgen für das Land.
Strategische Vorbereitung – und ein möglicher US-Einstieg
Eine Lageanalyse zeigt bislang moderate Schäden an den iranischen Nuklearanlagen – mit Ausnahme von Natanz. Schwerer wiegen jedoch die Zerstörungen an der Kommando- und Kontrollstruktur der Luft- und Raumfahrtkräfte sowie an operativen Raketenlagern. Zwar wurden mehrere hochrangige Kommandeure der Revolutionsgarden gezielt getötet, doch das mittlere Offizierskorps ist intakt. Eine Reorganisation der Einheiten ist wahrscheinlich – benötigt jedoch Zeit.
In den kommenden Tagen wird Israels militärischer Fokus vermutlich auf das zentrale und östliche Hochland Irans verlagert. Ziel ist es, den gesamten iranischen Luftraum so weit zu öffnen, dass israelische Kampfjets ungehindert Raketenstellungen und unterirdische Nuklearanlagen angreifen können. Der Zeitfaktor ist dabei kritisch: Sollte das Raketenkommando der Revolutionsgarde – insbesondere das Hauptkommando der Luftverteidigung „Chātem al-Anbiyāʾ“ – nicht schnell ausgeschaltet werden, steigt das Risiko für Verluste und operative Rückschläge erheblich.
Gleichzeitig wächst die Erkenntnis, dass Israel alleine nicht in der Lage sein wird, tief verbunkerte Nuklearanlagen wie Fordow zu zerstören. Deshalb hat Jerusalem Washington offiziell um operative Unterstützung gebeten – mit der konkreten Bitte um Bereitstellung von konventionellen US-Waffensystemen mit entsprechender Durchschlagskraft.
Die politische Signalwirkung ist deutlich: Israel bereitet den iranischen Luftraum für den möglichen Einsatz strategischer US-Bomber vor. Sollte der Luftraum erfolgreich geöffnet werden, gilt ein Szenario als wahrscheinlich: Ein Ultimatum an den iranischen Obersten Führer – mit dem Tenor: „Zerstöre es selbst – oder ich zerstöre es.“
Ob die USA sich militärisch unmittelbar beteiligen, bleibt offen. Doch die militärischen Vorbereitungen und politischen Andeutungen deuten auf eine mögliche amerikanische Eskalationsbereitschaft hin – insbesondere unter einem potenziell zurückkehrenden Präsidenten Donald Trump.