Kyros der Große – Der König, mit dem die Menschlichkeit begann
Vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren, in einer Zeit, in der die Größe eines Herrschers an der Zahl seiner Kriege und an der Ausdehnung seiner Grenzen gemessen wurde, hatte ein König aus dem Land der Perser eine andere Vorstellung von Macht.
Kyros der Große war überzeugt, dass Autorität ohne Weisheit und Güte nur ein lebloser Schatten auf der Erde bleibt. Er wusste, dass die wahre Größe eines Königs sich nicht in der Furcht seines Volkes zeigt, sondern in dessen Vertrauen.
Als er Babylon betrat, entzündete er kein Feuer in den Tempeln und ließ die Namen fremder Götter unversehrt. Er demütigte die Besiegten nicht, befreite die Gefangenen und ermöglichte den Völkern die Rückkehr in ihre Heimat.
Für das jüdische Volk wurde er zu einem himmlischen Erlöser, zu jenem Kyros, von dem die Heilige Schrift als dem Gesalbten des Herrn spricht, ein Titel, der keinem anderen nichtjüdischen Herrscher je verliehen wurde.
Doch jenseits von Religion und Politik offenbarte das Handeln Kyros eine einfache und tiefe Wahrheit: Zivilisation beginnt dort, wo Mitgefühl die Herrschaft ersetzt.
Die aus Babylon erhalten gebliebenen Tontafeln, die wir heute als Kyros-Zylinder oder Kyros-Charta kennen, sprachen möglicherweise zum ersten Mal in der Geschichte die Sprache der Menschlichkeit im Zentrum der Macht. Sie berichten von Glaubensfreiheit, Respekt gegenüber anderen Kulturen und der Würde des Menschen, Worte, die Jahrhunderte später in den Ideen der Menschenrechte und der Gewissensfreiheit wiederaufleben sollten.
Der Tag des Kyros erinnert an einen König, der die Welt nicht mit Schwert und Blut, sondern durch das Gesetz des Respekts und der Toleranz eroberte. Er zeigt uns, dass Geschichte manchmal nicht mit dem Lärm des Krieges geschrieben wird, sondern durch die Weite des Denkens eines weisen Königs.
von: Mehrnaz Haji Ali









