
Wirtschaft und Friedensarchitektur im Iran nach der Ära der Ideologie
Der jüngste Konflikt zwischen Israel und der Islamischen Republik Iran, in den inzwischen auch die Vereinigten Staaten unmittelbar involviert sind, zeichnet bereits jetzt die Umrisse einer neuen geopolitischen Ordnung im Nahen Osten. Auch wenn ein Regimewechsel bisher nicht offiziell als Ziel erklärt wurde, sorgt die aktuelle Eskalation international für Besorgnis hinsichtlich der Stabilität der Region und der Auswirkungen auf den globalen Energiemarkt.
Der oberste Führer Irans, Ali Khamenei, hat jüngst erneut auf Twitter betont, dass die Palästinafrage als „zentraler Angelpunkt“ der iranischen Politik gelte. Diese Aussage verdeutlicht abermals den ideologischen Kern, der seit der Revolution von 1979 die unterschiedlichsten revolutionären Gruppen, von Islamisten und Reformisten bis hin zu Marxisten und Mujaheddin, miteinander verbindet. Die palästinensische Sache diente über Jahrzehnte als zentrales Legitimationsinstrument der iranischen Staatsführung. Dies führte zu einer andauernden Konfrontation mit der internationalen Gemeinschaft und verschärfte die wirtschaftlichen Folgen von Sanktionen und Isolation. Mohammad Javad Zarif, ehemaliger Außenminister des Iran, erklärte mehrfach, dass die Unterstützung Palästinas ein unverhandelbares Prinzip der iranischen Außenpolitik sei.

Die gegenwärtige regionale Krise erinnert in ihren wirtschaftlichen Auswirkungen stark an den russisch-ukrainischen Krieg. Während der Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 einen plötzlichen Anstieg der Ölpreise um etwa 30 Prozent auslöste, hat der aktuelle Konflikt zwischen Israel und Iran bereits innerhalb einer Woche einen Preisanstieg von elf Prozent verursacht. Zwar bleibt diese Steigerung bislang hinter der Ukraine-Krise zurück, dennoch deutet sie klar auf die anhaltende Instabilität im Nahen Osten und deren potenziell weitreichende globale wirtschaftliche Folgen hin. Eine weitere Eskalation könnte insbesondere die Straße von Hormus betreffen, durch die rund 20 Prozent des weltweit gehandelten Öls transportiert werden. Dies könnte den Ölpreis auf bis zu 150 US-Dollar pro Barrel ansteigen lassen.
Innerhalb Irans verschärft die jüngste Eskalation die ohnehin prekäre wirtschaftliche Lage dramatisch. Ein Regime, das seit Jahren unter systemischer Korruption, Missmanagement und internationalen Sanktionen leidet, ist kaum in der Lage, auf zusätzliche Krisen angemessen zu reagieren. Diese strukturelle Unfähigkeit erhöht die Gefahr einer tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Instabilität, die im äußersten Fall in einem vollständigen Zusammenbruch münden könnte.
Die Geschichte des Nahen Ostens zeigt, dass unüberlegte politische Entscheidungen wie das Sykes-Picot-Abkommen von 1916, das die ethnischen und kulturellen Realitäten der Region weitgehend ignorierte, langfristige Konflikte und Instabilität zur Folge hatten. Heute benötigen Länder wie Indien und Israel zur Sicherung der regionalen Stabilität und zur Eindämmung des chinesischen Einflusses einen stabilen Iran. Ein Iran, der durch einen möglichen „Kyros-Pakt“ zu friedlicher Koexistenz, regionaler Zusammenarbeit und zur Normalisierung der internationalen Beziehungen zurückfinden könnte.
In diesem Zusammenhang, insbesondere nach der gezielten Tötung mehrerer hochrangiger iranischer Militärkommandeure durch Israel in der vergangenen Woche, könnte der Rückzug oder die mögliche physische Ausschaltung Ali Khameneis durch Israel zu tiefgreifenden Veränderungen in der Machtstruktur Irans führen. Der Verlust seiner engsten Vertrauten könnte ein Machtvakuum erzeugen, das Raum für eine grundlegende Neuausrichtung der iranischen Innen- und Außenpolitik schafft.
In dieser Situation tritt Kronprinz Reza Pahlavi zunehmend als populäre Alternative innerhalb der iranischen Opposition und in Teilen der Bevölkerung hervor. Mit seinem Vorschlag eines freien Referendums und der Neudefinition der Palästinafrage als regionales, nicht mehr ideologisch aufgeladenes Thema, könnte er als eine Art Architekt des Friedens wirken.
Dank seines internationalen Ansehens, seiner weitreichenden diplomatischen Kontakte und seiner modernen, gemäßigten Haltung erscheint er in der Lage, den Iran aus der internationalen Isolation zu führen und zugleich den Weg zu innerer Stabilität und konstruktiver globaler Zusammenarbeit zu ebnen.
Die Zukunft Irans und die politische sowie wirtschaftliche Stabilität des gesamten Nahen Ostens hängen maßgeblich davon ab, welchen Kurs das Land nach dem Ende der Ära Khamenei einschlägt. Es stellt sich die entscheidende Frage, ob der Iran weiterhin in Krisen und Konfrontationen verharrt oder den Weg eines friedlichen Übergangs und wirtschaftlichen Aufbruchs einschlägt.