
Ein Streifzug durch die Ära des Mohammad Reza Schah Pahlavi
Inhaltsverzeichnis
- Iran vor der Pahlavi-Ära
- Die 1940er Jahre
- Die 1950er Jahre
- Die 1960er Jahre
- Iran nach der „Weißen Revolution“
- Opposition gegen den Schah
- Die „Iranische Freiheitsbewegung“
- Die Volksmojahedin (MEK)
- Volksfedajin-Guerillas („Fadayan-e-Khalq“)
- Die „Nationale Front“
- Die Islamistischen Gruppen
- „Konföderation Iranischer Studenten“
- Die 1970er Jahre
- Über die sogenannte „Diktatur“ des Schahs
Jede historische Figur sollte bei der Aufarbeitung der Geschichte im Kontext ihrer Zeit betrachtet und beurteilt werden. Dabei darf diese Beurteilung nicht auf unsere Erwartungen (wie wir uns wünschen, dass diese Figur gehandelt hätte), sondern primär auf den Intentionen der agierenden Personen der Geschichte in ihrer Zeit basieren.
Dieser Artikel behandelt die Regentschaft von Mohammad Reza Pahlavi als Kaiser von Iran zwischen 1941 bis 1979, stellt die politischen Kräfte, die ihn bekämpften, vor, und versucht, anhand der Ziele dieser Kräfte zu ergründen, warum der Monarch, der in den 1970er Jahren auf dem Zenit seines Schaffens agierte, bereits am Ende jenes Jahrzehnts seinen Thron aufgeben musste.
Iran vor der Pahlavi-Ära
Der Iran befand sich zur Zeit der konstitutionellen Revolution von 1906, die die Macht der Qadscharen-Könige einschränken und dem iranischen Volk mehr Mitsprache und Gleichheit vor dem Gesetz garantieren sollte, in einer Phase völliger struktureller Unreife. Dieser erste Versuch der Iranerinnen und Iraner, eine Demokratisierung einzuleiten, stieß früh an seine Grenzen. Die neue Verfassung brachte zwar ein Parlament hervor, doch dessen Vertreter waren entweder Relikte des autoritären Zeitalters oder lokale Feudalherren und Mullahs. Der Großteil der Bevölkerung war ungebildet und lebte in einem feudalen System, in dem die Denk- und Lebensweise der Stammesgesellschaften die noch weitgehend unbekannte Vorstellung von Bürgerschaft überschattete. Erst 1925, als der Iran durch den schwachen Zentralstaat und innere Stammeskämpfe zu zerfallen drohte, entschied das Parlament mit großer Mehrheit, die 150-jährige Regentschaft der Qadscharen-Dynastie (1779–1925) zu beenden und mit Reza Schah Pahlavi eine neue Ära der politischen Stabilität im Land einzuläuten.
Mit Reza Schah trat ein Mann an die Macht, der dem Land das moderne Staatswesen und eine funktionierende Bürokratie brachte. Unter seiner Herrschaft wurden die entscheidenden Grundlagen für den modernen Iran gelegt, und die Wurzeln der Verwaltungsstrukturen, die das Land bis heute prägen, lassen sich auf diese Zeit zurückführen. Eine der größten Errungenschaften Reza Schahs war es, den Einfluss der Mullahs zurückzudrängen – ein Umstand, der als wegweisend für die Schaffung eines modernen Staates galt. Doch das Schicksal Irans nahm eine dramatische Wendung: Mit der Besetzung des Landes 1941 durch die Alliierten während des 2. Weltkrieges und der Absetzung Reza Schahs wurde sein Sohn vom iranischen Parlament als neuer Monarch eingesetzt.
Die darauffolgende Regentschaft von Mohammad Reza Schah Pahlavi lässt sich in drei autarke Phasen unterteilen:
- Die Jahre von 1941 bis 1953
- Die Jahre von 1953 bis 1963
- Die Jahre von 1963 bis 1979
Im Jahr 1941, dem Jahr der militärischen Besetzung Irans durch die Alliierten, bestieg der damals erst 20-jährige Mohammad Reza Pahlavi den Thron und legte den Eid als König ab, kaum ahnend, welch stürmische und herausfordernde Zeiten vor ihm liegen würden. Die Welt war im Umbruch, und jene, die einst die treuen Bewunderer seines Vaters gewesen waren, hatten sich nun zu seinen erbittertsten Kritikern gewandelt. Die Verbreitung von Gerüchten und Verleumdungen über sein Wirken erreichte ein seither beispielloses Ausmaß.
Hauptgrund dafür war die Sowjetunion, deren Grenze sich über rund 2.000 Kilometer mit dem Iran erstreckte. Sie gründete die Tudeh-Partei als Instrument zur Durchsetzung der Interessen Moskaus und zur Wahrung der geopolitischen Ziele des Kremls im Iran. Die erste bedeutende Krise, die ab 1945 aus dieser Einflussnahme erwuchs, betraf die Regionen Aserbaidschan und Kordestan. In Täbris wurde die eigenständige Regierung von Pischawari installiert, während in Mahabad die Republik von Qazi Mohammad ausgerufen wurde. Maßnahmen, die von Stalin selbst schriftlich angewiesen wurden.1
Mit großen Anstrengungen, sorgfältig abgestimmten Maßnahmen und intensiven Verhandlungen gelang es schließlich, die Sowjetunion dazu zu bewegen, ihre Unterstützung für diese Marionettenregime aufzugeben, was zu deren Zusammenbruch führte. Dies stellte die erste ernsthafte Bewährungsprobe für den jungen König dar.
Die 1940er Jahre
Diese Zeit kann ohne Übertreibung als eine Ära des Chaos bezeichnet werden. Der junge Schah hatte keine wirkliche Macht und hielt sich konsequent aus den Regierungsgeschäften heraus. Die Regierungskabinette waren instabil und von kurzer Dauer, während Meinungsfreiheit zwar in großem Maße vorhanden war, die Sicherheit für Iranerinnen und Iranern jedoch nicht gleichermaßen gewährleistet werden konnte.
Inmitten dieses Klimas stach Ahmad Kasravi, ein prominenter Historiker und Denker, als scharfer Kritiker des schiitischen Islams hervor. Die staatlichen Gesetze ließen ihn gewähren, doch religiöse Fanatiker setzten alles daran, ihn zum Schweigen zu bringen. Kasravi wurde 1948 im Justizpalast brutal ermordet, und die Justiz, aus Angst vor der möglichen Reaktion der religiösen Fanatiker, ließ die Täter ungestraft davonkommen.
Ebenfalls im Jahr 1948 verübte die kommunistische Tudeh-Partei ein Attentat auf den konstitutionellen Monarchen an der Universität Teheran. Dabei wurde der Schah im Gesicht getroffen und verletzt. Seine bemerkenswerte Ruhe, sein Mut und seine geschickten Ausweichmanöver retteten ihm das Leben, sodass vier Kugeln aus nur zwei Metern Entfernung ihn nicht töten konnten. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass zu jener Zeit vier Minister der Regierung Mitglieder der Tudeh-Partei waren. Dies allein widerlegt bereits die später aufgestellten Behauptungen der Schah-Gegner, die „Diktatur“ und „Tyrannei“ des Schahs hätte ihre späteren Guerillakämpfe und terroristischen Aktionen provoziert.
Parallel dazu ruhten auch die religiösen Extremisten nicht. Die Gruppe „Fadayan-e Islam2“, die bereits die Ermordung Kasravi zu verantworten hatte, wandte sich unter der Leitung von Navvab Safavi gezielt der Eliminierung hochrangiger Regierungsmitglieder zu. Im Jahr 1949 ermordeten sie Abdolhossein Hajir, den früheren Premierminister und damaligen Hofminister, und im März 1951, fiel Premierminister Sepahbod Razmara einem ihrer Attentate zum Opfer. Bemerkenswerterweise wurden diese Terroristen dennoch nicht strafrechtlich verfolgt.
In dieser ersten Periode seiner Herrschaft agierte Mohammad Reza Schah Pahlavi als konstitutioneller Monarch auf eine eher repräsentative Art und Weise, obwohl ihm die iranische Verfassung schon damals viel Macht einräumte. Selbst bei der Ausübung der exekutiven Gewalt, die eigentlich in seiner Verantwortung lag, hielt er sich weitgehend zurück. In dieser Zeit konnten die Mullahs ihren Einfluss erneut ausbauen, während Feudalherren im Hintergrund die Fäden zogen. Dieser Zustand, der fälschlicherweise als „Demokratie“ bezeichnet wurde, war kaum mehr als eine Zeit der Anarchie.
Die 1950er Jahre
Nach der Ermordung von Premierminister Razmara 1951 übernahm auf Vorschlag des Schahs hin, wie es die Verfassung vorschrieb, Mohammad Mossadegh, ein langjähriger Politiker, der zuvor Razmara im Parlament mit dem Tod bedroht hatte, das Amt des Ministerpräsidenten.3
Mossadeghs Hauptziel war die Lösung der Ölfrage im Konflikt mit der Anglo-Iranian Oil Company (AIOC). Zu dieser Zeit war in der iranischen Gesellschaft eine Welle des Nationalismus und der Ablehnung gegenüber Großbritannien entstanden, die Mossadegh geschickt für seine politischen Ambitionen nutzte und weiter anheizte.
Der Konflikt war im Kern relativ simpel: Großbritannien argumentierte, dass es erhebliche Investitionen in die Entdeckung und Förderung des iranischen Erdöls sowie in den Bau von Raffinerien und anderen Infrastrukturprojekten getätigt hatte. Eine einseitige Aufkündigung des Vertrages würde daher eine Entschädigung erfordern. Der sogenannte D’Arcy-Vertrag, der zu Zeiten des Qadscharen-Königs Naser al-Din Schah abgeschlossen worden war, galt in der Tat als äußerst ungerecht. Schon Reza Schah hatte versucht, die Bedingungen zu verbessern und einige Änderungen durchzusetzen, doch die Zeiten hatten sich geändert, und es war unumgänglich, den Vertrag neu zu verhandeln – allerdings nicht durch eine impulsive und unüberlegte Konfrontation.
Mossadegh jedoch griff das Konzept der Verstaatlichung der Ölindustrie auf, um nicht nur Großbritannien aus dem Iran zu vertreiben, sondern auch seine eigene Macht zu zementieren. Als Aristokrat der Qadscharen war er den Pahlavis gegenüber feindlich gesonnen, da er den friedlichen Übergang von der Qadscharen- zur Pahlavi-Dynastie nie akzeptiert hatte. Er forderte daher während seiner Amtszeit als Premierminister wiederholt außergewöhnliche Befugnisse für sich ein.
Laut der Verfassung von 1906 verfügte der Schah über weitreichende Befugnisse, darunter die Ernennung von Ministern, die Kontrolle über die Streitkräfte und die Berufung der Hälfte der Senatoren im Senat. Diese Machtbefugnisse waren Teil der ausdrücklichen Bestimmungen der Verfassung – ganz gleich, ob man sie als gut oder schlecht erachten mochte. Und jeder Premierminister war in diesem Rahmen verpflichtet, seine Aufgaben im Amt zu erfüllen, solange er vom Schah dazu berufen worden war.
Mossadegh jedoch nutzte die Ölverstaatlichung als Vorwand, um die Befugnisse des Schahs massiv zu beschneiden. Indem er außergewöhnliche Befugnisse verlangte, setzte er den Schah unter Druck und strebte danach, ihn aus der politischen Gleichung zu verdrängen. Mit einem illegalen und manipulierten Referendum löste er das Parlament auf und übernahm sogar selbst die gesetzgebenden Befugnisse des Parlaments. Laut Verfassung hatte der Schah das Recht, alle Minister (sogar den Premierminister) zu ernennen und zu entlassen, jedoch immer in Absprache mit dem Parlament. In den Zeiten, in denen das Parlament jedoch aufgelöst war, war diese Zustimmung nicht erforderlich, was in der Ära von Ahmad Schah (dem letzten Qadscharen-König) ebenfalls zur gängigen Praxis geworden war.
Als Mossadegh sich weigerte, die königliche Anordnung, ihn abzusetzen, zu akzeptieren, sah sich der Schah gezwungen, das Land zu verlassen, um einer möglichen Eskalation zu entgehen. Mossadeghs Außenminister, Hossein Fatemi, ließ die Paläste des Schahs versiegeln und sprach offen von der Auflösung der konstitutionellen Monarchie und der Schaffung einer Republik.
Doch als sich die öffentliche Meinung und das Militär gegen Mossadegh wandten, änderte sich der Verlauf der Geschichte. Das Volk und die Armee standen schließlich an der Seite des Schahs, und Mossadeghs Versuch, die Macht zu übernehmen, scheiterte. Die Opposition des Schahs bezeichnete dieses Ereignis später als „Putsch vom 19. August 1953“ und nutzte es als ideologische Grundlage für künftige politische Kämpfe, eine bis dahin beispiellose Umkehrung der Fakten. Letztendlich trieb aber Mossadegh mit dem versuchten Staatsstreich gegen den Schah und dessen Vertreibung aus dem Land einen Akt der Zerstörung der konstitutionellen Monarchie voran und scheiterte.
Ohne den Aufstand der Iranerinnen und Iraner gegen Mossadegh am 19. August 1953 wäre der Iran mit Hilfe der einflussreichen Tudeh-Partei unter sowjetische Kontrolle geraten. Dieser entscheidende Moment lehrte den Schah eine wichtige Lektion: Die Politik des Iran war zu jener Zeit nichts anderes als ein erbittertes Ringen um Macht, bei dem das Wegziehen des Teppichs unter den Füßen des Rivalen die einzige Strategie zu sein schien, um politisch zu überleben. Um die Stabilität Irans zu gewährleisten, musste der Schah also von nun an seine als konstitutioneller Monarch in der iranischen Verfassung niedergeschriebenen Befugnisse vollumfänglicher und mit mehr Nachdruck zum Wohle des iranischen Volkes nutzen.
Die 1960er Jahre
Nach dem Sturz Mossadeghs stand die Militärregierung unter General Zahedi4 vor zwei zentralen und tiefgreifenden Problemen: einem weit verzweigten Netz der Tudeh-Partei und einer völlig maroden Wirtschaft. Der erste Konflikt war ein klassischer Machtkampf, geprägt von den üblichen Regeln eines jeden politischen Krieges. Das militärische Netzwerk der Tudeh, das sich tief in den Strukturen der Armee verankert hatte, wurde durch die entschlossenen Bemühungen der zweiten Abteilung des Militärs und Oberst Mobasser aufgedeckt. Die Tudeh-Partei hatte rund sechshundert Offiziere in der königlichen Armee rekrutiert und besaß geheime Zellen für Terrorakte sowie Waffenlager. Mehrere ihrer Mitglieder wurden festgenommen, einige von ihnen von einem Militärgericht verurteilt und hingerichtet. Ihre führenden Köpfe flohen in die Sowjetunion und nach Osteuropa, wodurch ihre Rebellion gegen den Iran weitgehend zum Erliegen kam. Doch angesichts des Kalten Krieges und der langen Grenze zwischen dem Iran und der Sowjetunion war es kaum zu erwarten, dass der Kommunismus so leicht besiegt werden konnte.5
Die wirtschaftlichen Probleme des Iran waren jedoch noch gravierender. Während der 28 Monate unter Mossadegh hatte das Land praktisch keine Einnahmen durch den Export von Erdöl erzielt, und nun war auch die Anglo-Iranian Oil Company (AIOC) aufgelöst worden. Es fehlte an Fachkräften, die die Ölproduktion wieder in Gang bringen konnten, und die ausländischen Unternehmen waren nicht mehr bereit, in Iran zu investieren. Die amerikanische Öl-Firma Aramco war zwar daran interessiert, im Iran zu expandieren, andererseits hatte die einseitige Aufkündigung des Vertrags mit den Briten den Iran zu einem unzuverlässigen Partner gemacht. Inmitten des Kalten Krieges, in dem der Iran aufgrund seiner geostrategischen Lage eine Schlüsselrolle einnahm, war die Situation im Iran für die USA von wachsender Bedeutung. Die Vereinigten Staaten zwangen sieben westliche Ölgesellschaften, mit der National Iranian Oil Company ein Konsortium zu bilden, das den Briten eine Entschädigung zahlte. Auf diese Weise wurde das bescheidene Einkommen aus dem Ölgeschäft wieder in die iranische Wirtschaft zurückgeführt, was zumindest eine gewisse wirtschaftliche Stabilität herbeiführte.
Doch die Probleme Irans waren weit komplexer und tiefgründiger. Die Gesellschaft war fest in religiösen und feudalen Strukturen verhaftet, was jede grundlegende Reform unmöglich machte. Die konstitutionelle Revolution vom 1906 war im Grunde genommen wie eine zarte Knospe, die in einem Boden Wurzeln zu schlagen versuchte, der jedoch nicht bereit war, sie zu nähren. Die Voraussetzung für den Übergang zur Moderne und Demokratie war die Beseitigung des Feudalismus. Es war klar, dass ein Leibeigener, der nicht sein eigener Herr war, nicht in der Lage war, seine Stimme zu erheben, selbstständig für seine Zukunft einzustehen und seine Rechte als Bürger einzufordern. Das feudale System war in seiner Essenz nichts anderes als eine maskierte Form der Sklaverei.
Schon in den 1940er-Jahren hatte der junge Schah damit begonnen, Ländereien aus dem königlichen Besitz an Bauern zu verteilen, um soziale Ungerechtigkeiten zu lindern. Doch Mohammad Mossadegh hatte sich diesem Vorhaben entschieden entgegengestellt und dessen Fortführung blockiert. Bis zu seinem Lebensende blieb Mossadegh ein entschiedener Gegner der Landreformen6 7 – eine Haltung, die später auch von seinem Sohn in einem Interview bestätigt wurde.
Im Jahr 1960 suchte der Schah über Khalil Maleki, einen aus der Tudeh-Partei ausgeschlossenen Kommunisten und Anhänger von Marschall Tito aus Jugoslawien, den Kontakt zu Allhyar Saleh, dem Führer der „Nationalen Front“ (der Partei von Mohammad Mossadegh). Er bot ihm an, eine Regierung zu bilden. Doch Saleh lehnte dieses Angebot ab. Seit dem 19. August 1953 – dem Tag der Absetzung Mossadeghs – definierten die Mitglieder der Nationalen Front ihre Identität nahezu ausschließlich durch eine kompromisslose Gegnerschaft zum Schah.
Der politische Apparat des Iran steckte fest. Das Land befand sich in einer tiefen Krise, und die Sehnsucht nach einem fundamentalen Wandel wurde immer stärker. Der Schah entschloss sich, Landreformen durchzuführen und das über Jahrhunderte bestehende, festgefahrene System aufzubrechen. Es war keine Überraschung, dass das Parlament, das größtenteils aus Großgrundbesitzern bestand, sich gegen diese Reformen stellte. Der erste Gesetzesentwurf für Landreformen ging 1959 unter der Regierung von Manutschehr Eghbal ins Parlament, doch wurde er von den Abgeordneten zugunsten der Feudalherren mehrfach abgeändert. Nach zahlreichen Verhandlungen und Widerständen wurde das Gesetz zur Landreform schließlich am 9. Januar 1962 verabschiedet und trat mit einem Referendum am 6. Februar desselben Jahres in Kraft.
Dieses Referendum, das später als „Weiße Revolution“ oder „Revolution des Schahs und des Volkes“ bekannt wurde, markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Iran. Es beendete nicht nur das feudale System, sondern gewährte den Frauen auch das Wahlrecht – ein revolutionärer Schritt in einer Zeit, in der viele Länder, selbst einige in Europa, noch weit davon entfernt waren.8
Dass dies zu einem erbitterten Widerstand der religiösen Führer und der Großgrundbesitzer führen würde, war absehbar. Doch was überraschender war, war die ablehnende Haltung der „Nationalen Front“ und der linken Kräfte. Letztere, die sich eigentlich gegen den Feudalismus und für die Selbstbestimmung der Bauern hätten stellen müssen, und die erstere, die sich selbst als Vertreter der Demokratie verstanden, wandten sich ebenfalls gegen die Reformen (und boykottierten sogar die anschließenden Parlamentswahlen).9
Noch heute existieren Stimmen, die diese Reformen als ein Produkt amerikanischer Einflüsse „auf Befehl von John F. Kennedy“ darstellen – dabei war der erste Gesetzesentwurf bereits ein Jahr vor Kennedys Amtsantritt im iranischen Parlament verabschiedet worden. Diese Lüge war nur ein kleiner Teil der massiven Propaganda, die weltweit gegen die Errungenschaften der „Weißen Revolution“ von Anti-Schah-Kräften verbreitet wurde. In Wahrheit war die „Weiße Revolution“ das bedeutendste Ereignis in der Geschichte Irans auf dem Weg zur Modernisierung. Sie prägte das Land grundlegend und wandelte die feudalistische Struktur in einen modernen Staat um, indem sie das Konzept des Bürgertums erstmals als Grundrecht festschrieb.
Ob diese Entwicklung für die Landwirte in jedem Einzelfall vorteilhaft oder nachteilig war oder ob es bei der Umsetzung der Reformen auch Schwächen gab, sind dabei eher nebensächliche Fragen. Durch diese Reformen wurden die einstigen Bauern zu Bürgern, die erstmals gleiche berufliche und bildungspolitische Chancen erhielten. Viele von ihnen wurden direkt von den Fesseln der Feudalherren befreit und in renommierte Universitäten im Ausland entsandt, um dort zu studieren.
Iran nach der „Weißen Revolution“
Es war die Ära des Kalten Krieges. Eine Zeit, in der linke Ideologien in vielen nicht-kommunistischen Ländern populär waren. Die Menschen auf der „westlichen“ Seite des Eisernen Vorhangs wussten wenig über das Leben hinter diesem Schleier. Che Guevara und Fidel Castro waren Ikonen für die junge Generation des Westens, bekannt für ihren angeblichen Mut und ihre Revolutionsromantik. Niemand interessierte sich besonders für ihre blutige Vergangenheit, und wer darüber Bescheid wusste, schenkte dem wenig Beachtung. Der Vietcong und Ho Chi Minh galten als Symbole des Widerstands, während die US-Armee als Inbegriff des Imperialismus angesehen wurde. Kein einziges Wort wurde gegen die Sowjetunion erhoben, die die halbe Welt unter ihre Kontrolle gebracht hatte.
Auch die junge iranische Intelligenz, die sich mit Büchern und Studien beschäftigte, blieb nicht unberührt von dieser globalen Bewegung. In den Universitäten des von der Pahlavi-Regierung geprägten Irans war der Kommunismus weit verbreitet. Wer von Proletariat, Marx, Sozialismus, den Unterdrückten, den Klassenunterschieden und ähnlichen Themen sprach, wurde automatisch als „Intellektueller“ angesehen – ganz unabhängig davon, ob er tief genug in diese Theorien eingedrungen war oder nicht.
Der Kommunismus war im Iran jedoch kein neues Phänomen. Die Tudeh-Partei, die größte politische Organisation in der Geschichte des Landes, hatte eine lange und wechselvolle Geschichte. Nachdem sie 1948 gescheitert war, den Schah zu ermorden, wurde die Partei offiziell verboten, setzte aber unter Decknamen wie „Friedenshaus“ und anderen Tarnorganisationen ihre Aktivitäten fort. Nach den Ereignissen vom 19. August 1953 wurde die Tudeh-Partei jedoch endgültig zerschlagen. Einige ihrer Anführer und Mitglieder distanzierten sich später von ihren früheren Aktivitäten, integrierten sich ins politische System und erreichten sogar hohe Ämter. Es sei daran erinnert, dass solch eine Vorgehensweise auch in den USA zur Zeit der McCarthy-Ära und unter der Leitung von J. Edgar Hoover im FBI weit verbreitet, und, ob man sie gut oder schlecht fand, in der Konstellation des Kalten Krieges durchaus üblich war.
Während die Tudeh-Partei fortan nur noch im Ausland den Sturz der konstitutionellen Monarchie durch sanfte, subversive Methoden erreichen wollte (eine Strategie, die dem ähnelte, was heute im Westen als „Kultureller Marxismus“ bekannt ist), formte sich eine Allianz aus Islamisten und Kommunisten im Iran, die sich gegen die Errungenschaften der „Weißen Revolution“ verschworen hatten.
Opposition gegen den Schah
Mit der Allianz der Islamisten und Kommunisten war die düstere Prophezeiung des ermordeten Historikers Ahmad Kasravi wahr geworden. Dieser hatte vorausgesagt, dass die Iraner den Kommunismus mit den verzerrten Lehren des schiitischen Islams vermischen würden, was zu einem gefährlichen und unheilvollen Gemisch führen würde10. Gegen die „Weiße Revolution“ hatte sich an vorderster Stelle der islamische Gelehrte Ruhollah Khomeini positioniert und zu einer Rebellion aufgerufen, um die Umsetzung der Reformen des Schahs zu verhindern. Seine Rebellion wurde niedergeschlagen, doch zwischen 1963 (als Khomeini ins Exil verbannt wurde) und seiner Islamischen Revolution von 1979 würden sich folgende Schah-Gegner bei Khomeini einfinden und ihm ihre politische Loyalität zusichern:
Die „Iranische Freiheitsbewegung“
Im Jahr 1961, nach der Abspaltung von Mehdi Bazargan11 und Yadollah Sahaabi12 von der „Nationalen Front“ von Mossadegh, entstand die „Iranische Freiheitsbewegung“, unterstützt von Ayatollah Taleghani13. Diese waren äußerst religiöse Anhänger des Mossadegh-Regimes. Mossadegh selbst hatte Bazargan für den Kulturministerposten abgelehnt, da er befürchtete, dieser würde den Mädchen das Tragen des Schleiers auferlegen. Der Bau einer Moschee an der Universität Teheran während seiner Amtszeit als Präsident der Fakultät für Ingenieurwissenschaften zählte zu Bazargans größten Errungenschaften, der selbst in seinen Memoiren später stolz schilderte, dass er es geschafft habe, den Islam in die Studierendengemeinschaft und die politische Intelligenz zu bringen. In der Charta der „Iranischen Freiheitsbewegung“ wurde der Umstand bemängelt, dass es Muslime gäbe, die Islam und Politik als untrennbar betrachteten. Folglich stand diese Gruppe der Weißen Revolution feindlich gegenüber und unterstützte neben den „Leichentuchträgern von Varamin14“ am 15. Juni 1963 Khomeini, um die Ehre des Islams zu verteidigen.
Nach diesem Ereignis wurden ihre Aktivitäten untersagt. Ebrahim Yazdi, Mustafa Chamran, Ali Shariati und Sadegh Gothbzadeh bildeten die Auslandsabteilung dieser Organisation und erhielten in Ägypten eine Guerillakampfausbildung. Ägypten, das zu dieser Zeit von Jamal Abdoll Nasser, dem Schöpfer des Begriffs „Arabische Golf“, regiert wurde, war ein erbitterter Feind des kaiserlichen Irans. 1966 wurde die Basis dieser Gruppe nach Libanon verlegt. Ahmad Sadr Haj Seyed Javadi15 wurde der Verbindungsmann zwischen der Organisation im Inland und im Ausland. Seyed Javadi genoss während der Herrschaft des Schahs alle beruflichen Vorteile und Annehmlichkeiten. Nach der islamischen Revolution von 1979 waren seine Schriften und Handlungen geprägt von Rechtfertigungen und Theorien, die die massenhaften Morde unter Khomeini rechtfertigten.
Nach dem 22. Februar 1979 durfte auf Khomeinis Wunsch hin die „Iranische Freiheitsbewegung“, zusammen mit vier Mitgliedern der „Nationalen Front“, eine Übergangsregierung gründen und übernahm in Wahrheit die Rolle eines „Vermittlers“ gegenüber den westlichen Staaten, um deren Bedenken gegenüber Khomeini zu besänftigen und half damit, das islamische Regime zu etablieren. Entgegen weit verbreiteter Darstellungen und Aussagen, hatte die Übergangsregierung unter Bazargan keinerlei grundlegenden Widerspruch zu den Verbrechen von Khalkhali16 oder dem islamischen Regime. Bazargan selbst erklärte während seiner Amtszeit als Premierminister, dass er die Grundidee der Hinrichtungen akzeptiere, jedoch den Verlauf und die Art der Durchführung entschieden ablehne.
Nachdem Khomeini die politische Unterstützung dieser Gruppe vollumfänglich in Anspruch genommen hatte, entledigte er sich ihrer. Abgesehen von Bazargan und, in etwas geringerem Maße, Ebrahim Yazdi, erlebten die anderen Mitglieder dieser Bewegung Verfolgung unter dem islamischen Regime. Bemerkenswerterweise setzten sie jedoch, trotz ihres Schicksals, weiterhin auf den Erhalt des Khomeini-Regimes. Ezat Sahaabi bezeichnete diese Gruppe als den „Schützengraben des Systems“, der verhindert sollte, dass die Jugend je auf die Idee käme, den Weg des Umsturzes der Islamischen Republik einzuschlagen. Die Beziehung dieser Gruppe zum islamischen Regime lässt sich treffend als eine Ausprägung des Masochismus verstehen.
Die Volksmojahedin (MEK)
Die „Iranische Freiheitsbewegung“, die von der „Nationalen Front“ stammte, brachte selbst eine neue, umstrittene Gruppe hervor: die Volksmojahedin, gegründet 1965 von Mohammad Hanifnejad, Saeed Mohsen und Ali Asghar Badizadegan, allesamt junge iranische Studenten.
Ihre Ideologie war eine Mischung aus Islam und Marxismus, und sie verfolgten das Ziel, die konstitutionelle Monarchie durch bewaffneten Widerstand zu stürzen. Einige ihrer Mitglieder reisten in palästinensische Trainingslager, lernten Guerillakriegsführung und kehrten mit dieser Erfahrung in den Iran zurück.
Die Geschichte dieser Organisation ist von Gewalt, Mord und Terror dominiert. Sie verübten in den 1970er Jahren gezielte Morde an amerikanischen Militärberatern und Verwaltungsangestellten, iranischen Zivilisten, Polizisten und Beamten. Während der Unruhen von 1978, die schließlich in der Islamische Revolution von 1979 mündeten, plünderten sie zahlreiche Banken, raubten das Geld der Bevölkerung und setzten einige der Banken in Brand. Eine vollständige Aufarbeitung der Verbrechen dieser Gruppe würde sicherlich einen ganzen Band an Literatur erfordern, so zahlreich und erschütternd waren ihre Taten.
Ab 1973 entfernte sich die Gruppe zunehmend von ihrer islamischen Ideologie und schloss die Mitglieder aus, die sich gegen diese Entwicklung stellten – indem sie sie ermordeten und ihre Leichname verbrannten. Letztlich gelang es dem iranischen Geheimdienst SAVAK, diese äußerst gefährliche Organisation bis 1977 weitgehend zu zerschlagen. Doch einige ihrer führenden Köpfe, darunter Massoud Rajavi, Moosa Khiabani und Mehdi Abrishamchi, die unter dem Schah wegen Terrorismus im Gefängnis saßen, wurden 1979 aus der Haft entlassen und führten die Organisation mit der gleichen, gemischten Ideologie aus Islam und Marxismus zur neuen Stärke.
Die Volksmojahedin, die selbst zu den entscheidenden Kräften des Sieges Khomeinis gehörten und eine zentrale Rolle bei den Verbrechen nach dem 11. Februar 1979 spielten, gerieten, wie es die Natur aller revolutionären Bewegungen mit totalitären Ideologien ist, nach kurzer Zeit in einen inneren Machtkampf, den sie gegen Khomeini verloren. Zu Beginn der 1980er Jahre flohen ihre Mitglieder nach Frankreich und in den Irak, wo sie sich der Armee von Saddam Hussein anschlossen, und währen des Iran-Irak-Kriegs (1980-1988) gegen die iranischen Streitkräfte kämpften und Tausende ihrer eigenen Landsleute töteten.
Diese Organisation nutzte die finanziellen Mittel, die sie von Saddam Hussein erhielt, und hat heute beträchtliche Ressourcen zur Verfügung. Sie ist in der Lage, durch Zahlungen bekannte internationale Politiker für öffentliche Auftritte zu gewinnen. Ohne Frage zählt die Volksmojahedin zu den am stärksten verachteten politischen Gruppen Irans, deren Existenz heute für viele eine der größten Hürden auf dem Weg zu Freiheit und Demokratie im Land darstellt. Viele Iranerinnen und Iraner befürchten, dass sie nach dem Sturz des islamischen Regimes an die Macht kommen könnten.
Mit dem Fall Saddam Husseins und der Entwaffnung dieser Gruppe (im Jahr 2003) ist die Volksmojahedin heute eine reiche, jedoch schrumpfende und verhasste Sekte, deren Einfluss auf die politischen Entwicklungen im zukünftigen Iran zweifellos eher gering bleiben wird.
Volksfedajin-Guerillas („Fadayan-e-Khalq“)
Die junge kommunistische Generation Irans in den 1960er Jahren betrachtete den moderaten Kurs der Tudeh-Partei (nach deren Auflösung im Iran) als zu angepasst und wirkungslos. Ihre Revolutionssehnsucht brannte leidenschaftlich und ungestüm, und sie strebten nach einem radikaleren Wandel.
Bijan Jazani, der ein florierendes Werbefilmunternehmen besaß und in wohlhabenden Verhältnissen lebte, war ein prominenter Denker der jungen revolutionären Linken. Er vertrat die Auffassung, dass nach der „Weißen Revolution“ die gesellschaftlichen Klassenunterschiede im Iran verringert worden seien und die Gesellschaft ihren revolutionären Elan verloren habe. Für ihn war klar: Eine wahre Revolution kann nur durch bewaffneten Widerstand herbeigeführt werden.
Die führenden Köpfe der revolutionären Linken im Iran der 1960er Jahre vertraten die Ansicht, dass es notwendig sei, sich selbst aufzuopfern und in das Herz des Feindes vorzudringen, um so die revolutionären Gefühle der Gesellschaft zu entfachen. Persönlichkeiten wie Amir Parviz Pouyan, Safaei Farahani und Hamid Ashraf repräsentierten diese Haltung.
Im Jahr 1970, nach ihrem Überfall auf eine Gendarmerie-Posten im Dorf Siyahkal, in dem sie mehrere Offiziere und Wehrpflichtige töteten, verkündeten die Mitglieder der Organisation der Volksfedajin-Guerillas offiziell ihre Existenz. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Schah seine Gegner mit erstaunlicher Milde behandelt und sogar diejenigen begnadigt, die 1965 versuchten, ihn in seinem eigenen Haus zu ermorden. Doch die Terroroperation von Siyahkal hatte das Spielfeld verändert: Es war der Beginn eines bewaffneten Kampfes, der tiefgreifende Folgen haben würde.
Die Terroristen von Siyahkal wurden von den Dorfbewohnern gefangen genommen und den Behörden übergeben. Später schrieb Ashraf Dehgani, eine der herausragenden Figuren dieser Organisation, in ihrem Buch Epos des Widerstands: „Zu Beginn des Guerillakriegs waren die politischen Absichten der kleinen Gruppe den Dorfbewohnern noch nicht klar, und sie handelten nach den gewohnten sozialen Normen. Doch wenn die Guerilla ihre Entschlossenheit zeigt, wird dies als Stärke verstanden, die ihre Existenz sichert – nicht durch Nachsicht und Milde. Zu Beginn wird Nachsicht als Schwäche interpretiert. Der Guerillakämpfer muss seine Existenz mit aller Kraft und Brutalität beweisen. Nur so kann er durch diese Stärke Programme zugunsten der Bauern und zum Schaden ihrer Feinde umsetzen. Erst dann erkennen die Bauern die Macht und Absicht der Guerilla und beginnen, sie zu unterstützen.“17
Im Wesentlichen bedeutete dies, dass die Genossen auch bereit sein mussten, die Dorfbewohner zu töten, um im späteren Aufbau eines kommunistischen Staates das Volk zu erziehen und jene, die nicht zu „erleuchten“ waren, nach dem Vorbild von Mao oder Pol Pot in den Tod zu schicken.
Nach dem Vorfall in Siyahkal fragte Mohammad Reza Schah seinen Minister für den Hof, Amir Asadollah Alam, warum diese Terroristen mit so viel Entschlossenheit kämpften: „Was wollen diese Menschen? In einem Land, das sowohl von kostenloser Bildung als auch von guten Arbeitsplätzen und einem angemessenen Lohn profitiert?“ Alam antwortete, dass sie einer Gehirnwäsche unterzogen worden seien. Der Schah entgegnete daraufhin: „Vielleicht! Aber warum können wir das nicht auch tun?“
Die Bilanz dieser disziplinierten und in Palästinenserlagern ausgebildeten Organisation ist erschütternd. Sie reicht von der Ermordung von Polizisten und Generälen bis hin zu gewöhnlichen Menschen, Banküberfällen und Bombenanschlägen. Nach der „Weißen Revolution“ hatten die iranischen Arbeiter eine einmalige und herausragende Stellung in der Welt. Der private Sektor war stark angewachsen. Der bekannte und angesehene Fabrikbesitzer Fateh Yazdi wurde von den Volksfedajin-Guerillas aufgrund seines Status als Kapitalist ermordet – ein Verbrechen, das mit keinem moralischen oder rationalen Maßstab in Einklang zu bringen ist.
Während der revolutionären Proteste (1978-1979) zeichnete sich die Organisation durch eine besonders brutale Vorgehensweise aus: Sie plünderten, töteten, zündeten an und kämpften mit aller Kraft für den Sieg Khomeinis. Ab dem 11. Februar 1979 wurden sie zu den Hauptakteuren für unkontrollierte Massenmorde, die Enteignung des Volkes und die Zerstörung des privaten Sektors. Gleichzeitig gaben sie sich als Vertreter der unterdrückten Völker aus und strebten an, Iran zu zerschlagen.
Als Khomeini schließlich seine Macht gefestigt hatte, ging er mit äußerster Brutalität gegen diese Organisation vor. Heute ist von ihr kaum noch etwas übrig, abgesehen von wenigen Überlebenden, die jeweils ihre eigene „Ein-Personen-Organisation“ unter einer Variation des Namens „Fadaiyan-e Khalq“ gründeten. Bemerkenswert ist auch, dass diese Überlebenden noch heute den Kampf gegen die Pahlavi-Dynastie fortsetzen und das islamische Regime, das ihre Kameraden ermordete, weiterhin für seine Feindseligkeit gegenüber den USA und Israel – oft subtil und manchmal offen – loben.
Die „Nationale Front“
Die „Nationale Front“ war eine der unbedeutendsten, zugleich aber auch eine der destruktivsten politischen Bewegungen in der Geschichte Irans. Sie entstand im Jahr 1949 als eine Gruppe von Abgeordneten der Minderheitsfraktion des iranischen Parlaments unter der Führung von Mohammad Mossadegh, die im Marmorpalast einen Streik organisierten. Ihr Anliegen war es, gegen die Parlamentswahlen zu protestieren und die Auflösung des 16. Paraments sowie Neuwahlen zu fordern. Der Schah unterstützte diese Forderungen. Von den Händlern des Bazaars bis hin zu religiösen Kreisen, von der „Iran-Partei“ bis zu den „Paniranisten“ und sogar der „Volksbewegung“ schlossen sich immer mehr Gruppen der Bewegung an, was dazu führte, dass der Name „Nationale Front“ entstand – im Sinne einer breiten, integrativen Allianz.
Einige Zeit nach dem Ende der 28-monatigen Amtszeit von Mossadegh als Premierminister gründeten die verbliebenen Mitglieder der Bewegung eine neue „Nationale Front II“, aus der Jahre später unter anderem, wie bereits oben erwähnt, die „Iranische Freiheitsbewegung“ und die „Volksmojahedin“ sowie linke Persönlichkeiten wie Bijan Jazani und daraus schließlich die „Volksfedajin-Guerillas“ hervorgingen.
Die „Nationale Front“ selbst tat in den 60er- und 70er-Jahren wenig mehr als sich gegen das bestehende Monarchie und die Reformen der „Weißen Revolution“ zu stellen und den 19. August zu einem symbolischen „Märtyrertag“ zu erheben – ähnlich der Haltung der schiitischen Geistlichkeit. Gleichzeitig führten die Anführer der Bewegung jedoch ein Leben in Wohlstand, mit hohen politischen Ämtern und lukrativen Geschäften, ohne dass sie ernsthaft von Staat gestört wurden. Einer von ihnen, Dr. Sadiqi18 etwa, war der Präsident der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Universität Teheran.
Im Jahr 1979 knieten die führenden Vertreter der „Nationalen Front“ schließlich vor Khomeini nieder. Ihr Vorsitzender Karim Sanjabi, ein Jurist, erklärte in der Zeitung Kayhan vom 13. Februar 1979, dass Demokratie die Herrschaft der Mehrheit sei, und da die Mehrheit des iranischen Volkes Muslime sei, sei die islamische Regierung gleichbedeutend mit Demokratie. Diese Äußerung allein reicht aus, um das naiv-ideologische Verständnis dieser selbsternannten Verfechter der Freiheit von der politischen Realität zu verdeutlichen.
Ein führendes Mitglied der „Nationalen Front“ allerdings, Shapur Bakhtiar, der das drohende Desaster erkannt hatte, akzeptierte vom Schah das Amt des Premierministers kurz vor der islamischen Revolution – ein Schritt, der jedoch nur zu seiner Isolation von seinen ehemaligen Mitstreitern und seiner Entlassung aus der „Nationalen Front“ führte.

Die Islamistischen Gruppen
Die iranische Gesellschaft ist seit der Safawiden-Dynastie (1501-1722) von schiitischer Denkweise geprägt. Diese Dynastie hatte Iran nicht nur vereint, sondern auch gestärkt. Doch im Wettstreit mit ihren Nachbarn, insbesondere dem Osmanischen Reich, wurde der schiitische Glaube von den Safawiden als ein politisches Instrument eingesetzt. Der Gründer dieser Dynastie setzte mit dem Schwert den schiitischen Islam als offizielle Religion Irans durch. Diese Zeit war nicht von einer rationalen Weltanschauung geprägt. So verlangte der neue Glaube nach neuen Strukturen und einer neuen Ideologie. Die Lösung? Der Import des schiitischen Klerus! Man brachte religiöse Gelehrte aus dem südlichen Libanon in den Iran, und so begann eine Flut neuer Hadithe19, die meist im Namen von Imam Ja’far al-Sadiq, dem sechsten Imam der Schiiten, verbreitet wurden.
Der durchschnittliche Iraner wurde so zu einem Menschen, der mit dem Ruf des Muezzins ins Leben trat, bei seiner Hochzeit ein islamisches Gebet hörte und auch beim Tod mit einem Gebet begleitet wurde.
In den 1940er Jahren war Ayatollah Borujerdi die wichtigste Figur der schiitischen Geistlichkeit. Er war ein konservativer Geistlicher, der sich weitgehend aus der Politik heraushielt – ein Symbol für die harmlose religiöse Führung, die auf die Rückkehr des verborgenen 12. schiitischen Imams „Al-Mahdi“ wartete.
Doch der junger Seminarist Mojtaba Mirlohi, der sich den Namen „Navvab Safavi“ gegeben hatte und später mit seiner Terrorgruppe den Denker Ahmad Karavi ermorden würde, war von den Ideen des Islam inspiriert worden. Sich auf den politischen Islam berufend, gründete Safavi eine eigene Gruppe und begann, säkulare politische Persönlichkeiten des Irans zu ermorden. Erst im Jahr 1955 wurde er zusammen mit drei seiner Mitstreiter wegen seiner Verbrechen zum Tod verurteilt und hingerichtet.
Eine weitere Gruppe namens „Motalefe Islam“ (Hezb-e Mo‘talefe-ye Eslami), die aus traditionellen Händlern bestand, lässt sich als direkte Fortführung der Gruppe von Navvab Safavi betrachten. Ayatollah Ruhollah Khomeini stand bei seiner Rebellion gegen die „Weiße Revolution“ 1963 mit dieser Gruppe in Verbindung. Im Juni 1963 stellte sie Khomeini ihre Milizen und finanziellen Mittel zur Verfügung. Der damalige Premierminister betonte später in seinen Memoiren, dass er mit der Niederschlagung von Khomeinis Rebellion den Einfluss der Mullahs in Iran damals für immer beendet habe. Doch die Geschichte zeigte, dass er sich geirrt hat.
Bis in die 1970er Jahre blieben islamische Gruppen am Rande des politischen Geschehens. Khomeini war im Exil, die Händler murrten und die Mitglieder der Motalefe-Gruppe verbüßten Haftstrafen. Die radikaleren Geistlichen waren entweder inhaftiert oder verstummt, und der Monarch schenkte ihnen nur wenig Beachtung. Die wahre Sorge des Schahs galt den Kommunisten, was auch gerechtfertigt war, da die Sowjetunion mit einer Ideologie ausgestattet war, die bis heute die westliche intellektuelle Welt beschäftigt und verführt.
Die Mullahs wurden fortan, aufgrund der positiven Auswirkungen der „Weißen Revolution“ in der Gesellschaft und der wirtschaftlichen Fortschritte des Landes, von vielen als Teil der Vergangenheit Irans angesehen. Doch die späteren Ereignisse am Ende der 70er Jahre sollten zeigen, dass eine eingefrorene Schlange durch die zärtliche Berührung warmer Hände wieder zu neuem Leben erweckt wird, da sie kaltblütig ist und sich stets an ihre Umgebung anpasst.
„Konföderation Iranischer Studenten“
Parallel zur „Weißen Revolution“ entsandte die Schah-Regierung Tausende iranischer Studenten in den Westen, um an renommierten Universitäten der Welt zu studieren. Der Staat übernahm nicht nur die Studiengebühren, sondern stellte auch großzügige Lebensunterhaltsstipendien zur Verfügung. Doch viele dieser Studenten nutzten ihre Zeit im Ausland, um sich gegen Irans konstitutionelle Monarchie zu engagieren. Verschiedene oppositionelle Gruppen, die im Iran aktiv waren, fanden auch unter den Auslandsstudenten Anhänger, die sich in einer Konföderation zusammenschlossen. Im Laufe der Jahre gewannen die Kommunisten innerhalb dieser Konföderation immer mehr die Oberhand.
Die Konföderation Iranischer Studenten spielte eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von negativen und oft verzerrten Darstellungen der iranischen Lebensbedingungen. Sie scheuten sich nicht, in ihrer Propaganda die Grenzen der Wahrheit zu überschreiten, und ihre Handlungen wurden stets durch das Ziel gerechtfertigt, die konstitutionelle Monarchie zu bekämpfen. Es gab kaum eine Unterstellung oder Verleumdung, die sie nicht gegen die Regierung des Schahs erhoben, wobei erstaunlicherweise viele westliche Medien und Politiker diese Anschuldigungen gerne aufgriffen.
Ein besonders finsterer Moment in der Geschichte der Konföderation fand 1967 in West-Berlin statt, als der Schah einen offiziellen Besuch abstattete. Die Konföderation organisierte eine groß angelegte Demonstration, bei der sie den Schah als Symbol des Imperialismus brandmarkten. Während dieser Proteste kam es zu einem furchtbaren Vorfall: Ein 24-jähriger Mann wurde von einem Polizisten erschossen. Dieses Ereignis löste eine Welle von radikaleren, linken Bewegungen und terroristischen Gruppen in West-Berlin aus. Erst nach dem Fall der Berliner Mauer wurde bekannt, dass der Polizist, der den tödlichen Schuss abgegeben hatte, ein Agent der Stasi, des Geheimdienstes der DDR, gewesen war.
Mitte der 1970er Jahre fügte die Konföderation der iranischen Studenten dem Schah empfindlichen Schaden zu. Persönlichkeiten wie George Ball organisierten für Reza Barahani20 Auftritte, bei denen er sich ungezügelt äußern konnte – so etwa im US-Kongress, wo ihm die Gelegenheit gegeben wurde, sich ohne Einschränkungen zu präsentieren. Dabei verbreitete er äußerst belastende und absurde Erzählungen – etwa seine Schilderung, dass er während seiner Gefangenschaft an einen Ventilator gefesselt worden sei, oder seine bizarre Behauptung, dass in iranischen Gefängnissen das Fleisch von Häftlingen zur Zubereitung von Mahlzeiten verwendet werde, oder dass ein Bär im Gewahrsam der SAVAK politische Gefangene vergewaltigt habe.
Ein weiterer bemerkenswerter Vertreter der Konföderation war Ebrahim Yazdi, Mitglied der „Iranischen Freiheitsbewegung“, dessen Einfluss auf die Islamische Revolution kaum überschätzt werden kann. Yazdi spielte eine entscheidende Rolle, indem er den alternden Khomeini in Najaf ermutigte, sich erneut politisch zu engagieren. Er war auch eine zentrale Figur im politischen Netzwerk, das die Verbindung zwischen Khomeini und der Regierung von Jimmy Carter ermöglichte.
Zusammen mit Abolhassan Banisadr und Sadegh Ghothbzadeh gehörte Yazdi zu einer Gruppe von Persönlichkeiten, die das politische Erbe von Mossadegh fortführten und maßgeblich dazu beitrugen, Khomeinis Image im Westen aufzupolieren. Yazdi zählt zu den umstrittensten politischen Persönlichkeiten im Iran, dessen Ansehen mit jedem Tag weiter sinkt.
Diese drei – Yazdi, Banisadr und Ghothbzadeh – wurden als „das unheilvolle Trio“ bekannt und sind ein symbolisches Beispiel für das Scheitern, das der Koran als „Verlust in dieser Welt und im Jenseits“ beschreibt. Ghothbzadeh, der nach kurzer Zeit im provisorischen Kabinett der neuen Regierung von Bazargan schnell den Ruf als „brutaler Henker“ erhielt, wurde einige Jahre später für seine Rolle bei einem gescheiterten Umsturzversuch gegen Khomeini hingerichtet. Banisadr, der als 1. Präsident der Islamischen Republik 1981 abgesetzt wurde, floh nach Frankreich, wo er bis zu seinem Lebensende weiterhin behauptete, der wahre Präsident des Iran zu sein. Yazdi hingegen wurde im Iran immer wieder gedemütigt und zeitweise inhaftiert, wobei sein Schicksal im Vergleich zu dem seiner Mitstreiter weniger schmerzhaft ausfiel.
Unter diesen historischen Umständen und mit diesen Feinden begann der Schah als konstitutioneller Monarch die letzte Phase seiner Regentschaft.
Die 1970er Jahre
In den 60er Jahren hatte der private Wirtschaftssektor des Irans bereits einen kräftigen Aufschwung erlebt, und die Weichen für die Industrialisierung des Irans waren gestellt worden. Das zweistellige Wirtschaftswachstum des Landes in diesem Jahrzehnt stellte einen weltweiten Rekord auf. Es ist wichtig zu bedenken, dass der Ölpreis damals bei lediglich ein bis zwei Dollar lag und der Iran noch keineswegs als wohlhabend galt. Der Zugang zu internationalen Krediten in Höhe von nur wenigen Millionen Dollar war ein unerreichter Traum.
Politisch gesehen war die Atmosphäre offen, ohne jedoch die chaotischen Zustände der 40er Jahre zu wiederholen. Selbst als einige studierte Maoisten, Mitglieder der „Konföderation Iranischer Studenten“, einen Mordanschlag auf den Schah planten und ihn im Marmorschloss angriffen, wurden 1965 keiner von ihnen zum Tode verurteilt. Stattdessen fand ein öffentliches, ordentliches Gerichtsverfahren nach internationalen demokratischen Standards statt. Der iranische Geheimdienst SAVAK hatte unter der Bevölkerung und der Opposition kaum Einfluss, und die Stadtpolizei wurde nach wie vor als Symbol der Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit wahrgenommen.
Zensur gab es zwar, doch diese war eher Ausdruck der traditionellen und religiösen Strukturen der Gesellschaft. Selbst das Gesetz zum Schutz der Familie, das eine wesentliche Verbesserung der Lage der Frauen mit sich brachte, wurde nur mit erheblichem Widerstand und unter der Mitwirkung einiger aufgeklärter Mullahs verabschiedet. Dennoch blieb das damalige Gesetzt zum Teil hinter den entsprechenden Gesetzen in Ländern wie Frankreich oder Großbritannien zurück.
Nach dem Terrorakt von Siahkal und der darauffolgenden Erklärung des bewaffneten Widerstands gegen die konstitutionelle Monarchie Anfang der 70er Jahre änderten sich die Verhältnisse im Iran grundlegend. Das Land sah sich plötzlich mit einer Flut von Terroranschlägen und Bombenattentaten konfrontiert. Es ist wichtig zu betonen, dass die Ziele dieser Gegner keineswegs Demokratie oder Freiheit waren. Vielmehr strebten sie den Sturz des „imperialistischen Regimes“ an, um an dessen Stelle ein kommunistisches System zu errichten. Anders ausgedrückt, wollten sie ihre Ideologie mit Gewalt durchsetzen und die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umgestalten.
Die einzige Gruppe, die nach eigener Aussage für „Demokratie und die Umsetzung der Verfassung“ eintrat, war die „Nationale Front“. Diese jedoch beschränkte sich auf Kritik, ohne konkrete Handlungsvorschläge zu unterbreiten oder gar eine klare Zukunftsvision aufzuzeigen. Selbst als der Schah 1960 zu Gesprächen über die Bildung einer neuen Regierung einlud, wurde diese Einladung von der Gruppe abgelehnt.
Vor diesem politischen Hintergrund gelang es dem Schah 1969 nach erheblichen Anstrengungen, den Konsortialvertrag aufzulösen. Der Schritt, den Ölpreis nun von den Produzenten selbst festzulegen, bedeutete eine entscheidende Wende. Bis dahin war es üblich, dass die Käufer den Preis bestimmten. Die Folge war ein enormer Zufluss von Dollar nach Iran und ein zunehmender wirtschaftlicher Aufschwung. Doch dieser Wandel brachte auch eine Vermischung von Rechten und Privilegien mit sich. Viele Menschen begannen zu übersehen, dass ihre verbesserten Lebensbedingungen nicht als Selbstverständlichkeit, sondern als ein Privileg anzusehen waren, das sie den Bemühungen des Schahs zu verdanken hatten – und nicht einem angeborenen oder göttlichen Recht.
Das Ergebnis dieser Denkweise war klar: Alles, was ich habe, erscheint mir als mein Recht, und alles, was ich nicht habe, wird dem Schah zugeschrieben, der es mir vorenthält.
Über die sogenannte „Diktatur“ des Schahs
Wie bereits erwähnt, verlieh die Verfassung der Konstitutionellen Revolution dem Schah weitreichende Befugnisse, und die Exekutive war in erster Linie ihm vorbehalten. Doch ab den 1960er Jahren begannen, aufgrund der Weigerung der politischen Parteien, wie zum Beispiel der „Nationalen Front“, sich nach der „Weißen Revolution“ am politischen Prozess zu beteiligen, schrittweise Eingriffe in die Parlamentswahlen, was dazu führte, dass das Parlament zunehmend weniger ein unabhängiges Organ und mehr ein Werkzeug zur Umsetzung der Wünsche des Königs wurde.
Zwar blieb die Judikative unabhängig, doch die Gründung der „Organisation zur königlichen Inspektion“ schuf eine parallele Institution, die ursprünglich mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, gegen administrative Willkür und Korruption vorzugehen – eine Aufgabe, die eigentlich der Judikative oblag. Für sicherheits- und terrorismusbezogene Straftaten war auch die Militärstaatsanwaltschaft zuständig.
Mit den 1970er Jahren, als das Land von enormen Geldströmen profitierten, erlebte die Monarchie ihre höchste Machtentfaltung. Iran veränderte sich rasch, oft schneller als es die Gesellschaft vertragen konnte, und die iranische Armee wurde zur fünftgrößten nicht-nuklearen Streitmacht der Welt.
Obwohl Iran in vielerlei Hinsicht aufblühte, wurde das politische Klima aufgrund der landesweiten Terrorattacken der islamistischen und kommunistischen Guerillas gegen staatliche sowie zivile Ziele zunehmend restriktiver. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die sozialen und bürgerlichen Freiheiten, die durch diese politische Einschränkung entstanden, in vielerlei Hinsicht denen in Europa nahekamen. Man könnte sagen, dass die Autokratie des Schahs gewissermaßen die sozialen Freiheiten in einer Gesellschaft bewahrte, die noch stark von traditionellen und religiösen Werten geprägt war und unter dem Terror der Islamisten und Marxisten litt.
Diese Situation versetzte den Schah in eine schwierige Lage. Einerseits war ihm bewusst, dass mit dem Aufstieg der von ihm selbst geschaffenen Mittelklasse und den etablierten Infrastrukturen Iran nun auf dem Weg zu einer demokratischen Entwicklung war. Andererseits hegte er die Sorge, dass mit einer Öffnung des politischen Raums im besten Fall eine Wiederholung der Ereignisse aus der Ära Mossadegh zu erwarten war und im schlimmsten Fall die Kommunisten an die Macht kommen könnten. (Zu dieser Zeit konnte sich niemand vorstellen, dass die Bevölkerung den Mullahs, die als „schwarze Reaktionäre“ bezeichnet wurden, Aufmerksamkeit schenken würde.)
Der Schah glaubte die Lösung für dieses scheinbar unlösbare Dilemma in der Gründung einer umfassenden Partei gefunden zu haben. Die „Rastakhiz Partei“ (Partei der Wiedergeburt) sollte eine Organisation werden, die nicht nur die politische Bildung der Bevölkerung förderte, sondern auch als eine Art Filter fungierte. Jeder, der an die Grundprinzipien der Weißen Revolution und die Verfassung von 1906 glaubte, war eingeladen, beizutreten und sich entweder dem einen oder dem anderen Flügel der Partei anzuschließen. In einem Interview bezeichnete Premierminister Hoveida (1965-1977) diese Bewegung als „Partei“, und so erhielt sie schließlich den Namen „Rastakhiz Partei“. Inspiriert von Atatürk, der die Türkei über fünfzehn Jahre hinweg unter einem Einparteiensystem regierte und seine Reformen so verankerte, erhoffte sich die Regierung des Schahs, dass diese Maßnahme eine schnellere Entwicklung ermöglichen würde, ohne dass politische Hürden die Fortschritte behinderten. Anders gesagt, die Menschen sollten politisch einbezogen werden, aber ohne, dass diese Einbeziehung den Entwicklungsprozess verzögerte.
Jedoch schadete die „Rastakhiz Partei“ der Regierung weit mehr, als sie ihr nutzte. Zum einen wurde die Partei schlecht umgesetzt und verfiel in unnötigen Aktionismus, wie etwa die Preisregulierung. Zum anderen lieferte sie ihren politischen Gegnern Angriffsflächen. Die bittere Ironie dabei war, dass viele der linksintellektuellen Kreise damals selbst versucht hatten, ein kommunistisches Einparteiensystem zu etablieren. Als der Schah die Partei vorstellte, erklärte er, dass jeder beitreten solle. Wenn die Kommunisten unzufrieden seien, sollten sie sich einen Pass besorgen und das Land verlassen. Wer kein Kommunist ist und nicht beitritt, den lassen wir in Ruhe.
Leider wurde seine Aussage später missverstanden und als Drohung ausgelegt: „Wer nicht der Rastakhiz Partei beitritt, soll Iran verlassen.“
Ab 1977, mit der Amtsübernahme von Jimmy Carter in den USA, begann der Schah, einen politischen Wandel zu initiieren, der letztlich in der Islamischen Revolution mündete. Anders ausgedrückt: Der eigentliche Auslöser der Revolution war der Versuch, ein demokratisches System zu etablieren. Wahrscheinlich wäre die Islamische Revolution bereits 1969 ausgebrochen, hätte dieser Schritt früher stattgefunden.
Der Verlauf der Revolution zerstörte die historische Möglichkeit Irans, sich zu einer führenden, industriellen Nation zu entwickeln. Tragischerweise bestand die überwältigende Mehrheit der Opposition des Schahs aus Anhängern totalitärer Ideologien, sei es im Marxismus oder im Islamismus. Dies ließ der monarchischen Regierung kaum eine andere Wahl, als einen autoritären Entwicklungsweg einzuschlagen.
Im historischen Rückblick zeigt die Geschichte, wer letztlich Recht hatte: der Monarch oder seine Gegner.
- Javadi, Abbas Ali: Iran und Aserbaidschan im Kontext von Geschichte und Sprache, 2016, S. 392.
جوادی، عباس علی: ایران و آذربایجان در بستر تاریخ و زبان، ۲۰۱۶، صفحه ۳۹۲
Iran-Shenasi Magazin, Band 14, Ausgaben 3–4, 2002, S. 37, S. 94
مجله ایرانشناسی، جلد ۱۴، شمارههای ۳ – ۴، ۲۰۰۲، صفحه ۳۷، صفحه ۹۴ ↩︎ - Fadayan-e Islam waren eine radikal-islamistische Gruppierung, die 1945 von Navvab Safavi gegründet wurde. Sie setzten sich für die Einführung der Scharia ein und waren für politische Attentate bekannt. ↩︎
- Ghanei Fard, Erfan: Der Albtraum von Evin – Erinnerungen aus dem Evin-Gefängnis, Abteilung 350, 2013, S. 88.
قانعیفرد، عرفان: کابوس اوین – خاطرات بازداشتگاه اوین، بند ۳۵۰، ۲۰۱۳، صفحه ۸۸.
Matinī, Jalal: Ein Blick auf die politische Bilanz von Dr. Mohammad Mossadegh, S. 222.
متینی، جلال: نگاهی به کارنامۀ سیاسی دکتر محمد مصدق، صفحه ۲۲۲ ↩︎ - General Fazlollah Zahedi war ein iranischer Militär und Politiker, der nach der Absetzung von Premierminister Mohammad Mossadegh im Jahr 1953 selbst Premierminister wurde. ↩︎
- Yergin, Daniel. The Prize: The Epic Quest for Oil, Money & Power. Paperback – Illustrated, Dec 23, 2008. ↩︎
- Interview mit Dr. Gholamhossein Mossadegh – Iranian Oral History Project – Harvard University, geführt von Habib Ladjevardi, 1984. ↩︎
- Im Iran gab es 93 Großgrundbesitzer, Feudalherren oder Großgrundbesitzer.
Die zehn größten Feudalherren in Iran waren:
1. Seine Exzellenz Aghdas Vala Aghay-e Azadol-Soltan – Schwager von Mohammad Mossadegh
2. Ihre Hoheit Mostatabeh Eliyeh Alieh, Hazrat Aliya, Damit Shokat-ha– Ehefrau von Mozaffar ad-Din Schah, Tante von Mohammad Mossadegh
4. Seine Hoheit Aghay-e Farmanfarma – Onkel von Mohammad Mossadegh
5. Herr Imam Jomeh – Schwager von Mohammad Mossadegh
6. Haji Nasr al-Saltaneh – Schwager von Mossadeghs Mutter
7. Herr Minister der Kanzlei (Mirza Hossein) – Bruder von Mohammad Mossadegh
8. Najm al-Saltaneh – Mutter von Mohammad Mossadegh
9. Herr Zahir al-Islam – Schwager von Mohammad Mossadegh
10 Herr Vakil al-Molk (Mirza Fazlollah) – Stiefvater von Mohammad Mossadegh
Mohammad Mossadegh ↩︎ - Mohammad Reza Shah Pahlavi wurde 1963 für den Friedensnobelpreis nominiert, insbesondere aufgrund seiner Landreformen im Rahmen der „Weißen Revolution“, die eine Umverteilung des Landes von Großgrundbesitzern an arme Bauern vorsahen. Diese Reformen wurden international als bedeutender Schritt hin zu sozialer Gerechtigkeit und Modernisierung in Iran anerkannt. ↩︎
- Fidel Castro, der kommunistische Führer von Kuba, lobte die Landreformen von Mohammad Reza Shah Pahlavi während eines Staatsbesuchs in Iran im Jahr 1963, indem er sie als einen Schritt hin zu sozialer Gerechtigkeit und zur Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Landbevölkerung anerkannte. ↩︎
- Ahmad Kasravi, „Sar-nevesht-e Iran che khahad bud?“ (Originaltitel auf Persisch: „سرنوشت ایران چه خواهد بود؟“, übersetzt: „Was wird Irans Schicksal sein?“), Seite 37. ↩︎
- Mehdi Bazargan wurde nach der Islamischen Revolution 1979 der erste Premierminister der Islamischen Republik Iran. 1980 trat er aufgrund politischer Konflikte und des Iran-Irak-Krieges von seinem Amt zurück. ↩︎
- Yadollah Sahaabi war ein prominentes Mitglied der Nationalen Front. ↩︎
- Ayatollah Mahmoud Taleghani war ein einflussreicher schiitischer Geistlicher und politischer Führer, der eine bedeutende Rolle in der islamischen Revolution von 1979 spielte. Er war ein entschiedener Kritiker des Schah-Regimes und unterstützte die Nationale Front und Mohammad Mossadegh. ↩︎
- Der Aufstand der Leichentuchträger von Varamin fand am 15. Juni 1963 als Protest gegen die Verhaftung von Khomeini statt und wurde durch das Eingreifen von Sicherheitskräften niedergeschlagen. Die Islamische Republik hat in ihrer offiziellen Darstellung die Zahl der Toten stark übertrieben, um das Ereignis als „blutigen Aufstand“ und Wendepunkt der Islamischen Revolution darzustellen. Unabhängige Berichte und Augenzeugen geben jedoch an, dass die Zahl der Opfer lediglich einige wenige Personen umfasst und nicht die hunderte, die oft von der Regierung behauptet werden. ↩︎
- Ahmad Sadr Haj Seyed Javadi war Mitglied der „Nationalen Front“ sowie der Iranischen Freiheitsbewegung. Nach der Revolution 1979 diente er als Justiz- und Innenminister in der Übergangsregierung von Mehdi Bazargan. ↩︎
- Mohammad Sadeq Sadeqi, auch bekannt als Khalkhali, war ein schiitischer Geistlicher und der erste Richter des Revolutionsgerichts nach der islamischen Revolution 1979. Die Prozesse und Hinrichtungen von Anhängern und hohen Beamten des Pahlavi-Regimes sowie von politischen Gegnern in den Jahren 1979 und 1980 führten dazu, dass Khalkhali zu einer verhassten Figur unter den Iranern wurde. ↩︎
- Dehghani, Ashraf: Epos des Widerstands, حماسه مقاومت , 1979, Seite ↩︎
- Gholamhossein Sadiqi, bekannt als Dr. Sadiqi, war ein iranischer Politiker, der zwischen 1951 und 1953 in der Regierung von Premierminister Mohammad Mossadegh tätig war. In der ersten Regierung Mossadegh war er Minister für Post, Telegraf und Telefon, und in der zweiten Regierung diente er als Innenminister sowie stellvertretender Premierminister. ↩︎
- Ein Hadith ist im schiitischen Glauben, wie auch im sunnitischen Islam, eine Überlieferung, die die Worte, Handlungen oder stillschweigende Zustimmung des Propheten Muhammad beschreibt. Im schiitischen Kontext spielen Hadithe jedoch eine besondere Rolle, da sie nicht nur die Aussagen und Taten des Propheten umfassen, sondern auch die der Zwölf Imame, die im schiitischen Islam als die rechtmäßigen Nachfolger des Propheten angesehen werden. ↩︎
- Reza Barahani war ein prominenter iranischer Schriftsteller, Dichter und Literaturkritiker. Er gilt als eine der einflussreichsten literarischen und intellektuellen Figuren des modernen Iran. ↩︎