
Rot und Schwarz im Kampf gegen den neuen Iran
Inhaltsverzeichnis
- Die Entwicklung von Institutionen und der Widerstand gegen die Modernisierung im Iran
- Frauenangelegenheiten
- Freiheiten und kulturelle sowie künstlerische Aktivitäten
- Die Wiederbelebung des iranischen Selbstbewusstseins und die Konvergenz der Iraner
- Wirtschaftspolitik
- Religions- und Glaubensfreiheit
- Quellen
Rot und Schwarz: Die Phrase ‚Rot und Schwarz‘ symbolisiert zwei konträre ideologische Strömungen, die im 20. Jahrhundert eine gemeinsame Front gegen die Modernisierung und das neue Iran bildeten. Mit ‚Rot‘ sind die marxistischen und sozialistischen Bewegungen gemeint, die insbesondere nach der Machtübernahme der Bolschewiki in Russland Einfluss auf Teile der iranischen Intelligenzija gewannen. Diese Bewegungen sahen die Modernisierung Irans oft als einen Ausdruck ‚abhängigen Kapitalismus‘ und kolonialer Unterwerfung und bekämpften sie mit ideologischer Entschlossenheit. ‚Schwarz‘ hingegen repräsentiert die fundamentalistischen religiösen Kräfte, die die Modernisierung und Säkularisierung Irans als Bedrohung für ihre Werte und Traditionen betrachteten. Beide Strömungen – trotz ihrer ideologischen Gegensätze – einte ihr Widerstand gegen den Versuch, Iran in ein modernes, fortschrittliches Land zu transformieren.
Nach Auffassung von Historikern markieren die aufeinanderfolgenden Niederlagen Irans gegen Russland während der Herrschaft von Fath-Ali Schah Qadschar und die erzwungene Unterzeichnung der demütigenden Verträge von Golestan und Turkmantschai den Beginn einer zentralen Selbstbefragung der Iraner. Sie begannen, sich mit der drängenden Frage auseinanderzusetzen, warum der Iran im Vergleich zur westlichen Welt scheitert und in Rückständigkeit verharrt.
Die ersten Strahlen eines erwachenden Bewusstseins erhellten die iranische Gesellschaft Mitte der Qadscharen-Ära. Dieses Bewusstsein wurde durch die Nachwirkungen der europäischen Aufklärung nach Iran getragen, die über die Übersetzung klassischer literarischer, philosophischer und politischer Werke aus europäischen Sprachen ins Persische Einzug hielt. Nahezu ein Jahrhundert später, gestärkt durch das Engagement von Intellektuellen und Aktivisten, fand dieser Aufbruch seinen Ausdruck in einem gemeinsamen Ziel: der Errichtung eines „Justizrates“ und der Einführung der Rechtsstaatlichkeit. Diese Anstrengungen erreichten 1906 mit dem Triumph der konstitutionellen Revolution und der Ausarbeitung einer konstitutionellen Verfassung ihren Höhepunkt.
Doch ebenso wie kein theoretischer Sieg Bestand haben kann, wenn ihm nicht Institutionen zur Seite stehen, die ihn stützen und schützen, drohte auch die konstitutionelle Revolution Irans in den Wirren von Inkompetenz, Unordnung und Korruption, die die letzten Jahre der Qadscharen prägten, zu scheitern und an Bedeutung zu verlieren.
Mit der Auflösung der Qadscharen-Dynastie durch die Unterstützer der Verfassung und die Kämpfer der frühen konstitutionellen Bewegung sowie mit der Thronbesteigung von Reza Schah, der als Symbol des Reformwillens galt, eröffnete sich jedoch ein neuer Weg. Die Intellektuellen, die durch die Werke der ersten Generation iranischer Denker geprägt und inspiriert worden waren, fanden nun die Gelegenheit, ihre Ideale zu verfolgen: die Etablierung der Rechtsstaatlichkeit, den Aufbau grundlegender Institutionen und die Modernisierung des Landes. Diese Bemühungen zielten darauf ab, Iran den Eintritt in das Zeitalter der Moderne zu ermöglichen.
Die Entwicklung von Institutionen und der Widerstand gegen die Modernisierung im Iran
Eine Gruppe von intellektuellen Bürokraten und Technokraten nutzte die Unterstützung der damaligen Regierung, um wesentliche Institutionen im Iran zu schaffen. Dazu gehörten ein öffentliches Bildungssystem, ein modernes Justizwesen, Standesämter, Grundbuchämter sowie zeitgemäße Schulen und Hochschulen. Gleichzeitig setzten sie sich für die Freiheit der Wahl der Kleidung, den Zugang zu Bildung für Frauen und deren aktive Teilnahme am sozialen Leben ein. Damit legten sie die Grundlagen für die Rechtsstaatlichkeit, die Institutionenbildung und die Modernisierung des Landes.
Diese Reformen wurden unter der Herrschaft des nachfolgenden Schahs, der selbst ein großes Interesse an der Modernisierung Irans zeigte, fortgeführt. Die Fortschritte spiegelten sich in der Ausweitung des Bildungssystems, dem wirtschaftlichen Aufschwung, einer stärkeren gesellschaftlichen Teilhabe von Frauen, einer größeren Freiheit in der Gesellschaft sowie in der kulturellen Weiterentwicklung Irans wider.
Obwohl diese Bemühungen von vielen Menschen unterstützt und begrüßt wurden und die breite Beteiligung der gebildeten Elite der Gesellschaft fanden, verlief dieser Prozess nicht ohne Opposition. Einige der prominentesten Intellektuellen – darunter Persönlichkeiten wie Mohammad Ali Foroughi, Ali Akbar Davar und Amir Abbas Hoveyda – übernahmen eine zentrale Rolle in diesen Programmen und trugen aktiv Verantwortung, indem sie hohe Ämter wie das des Premierministers oder andere Ministerposten annahmen.
Mit der Machtübernahme der Bolschewiki im nördlichen Nachbarland Russland und der anschließenden Gründung der Sowjetunion formierte sich jedoch allmählich eine neue Gruppe innerhalb der iranischen Elite, die stark von marxistischen und sozialistischen Ideen beeinflusst war. Während des Zweiten Weltkriegs, als der Norden Irans von der Sowjetunion besetzt wurde, erhielt diese Gruppierung direkte finanzielle und ideologische Unterstützung von den Besatzern (1). Dies stärkte ihre Position erheblich und ermöglichte es ihnen, ihre Ideen und Aktivitäten mit wachsender Macht zu verbreiten – ein Vorgehen, das in vielerlei Hinsicht im Gegensatz zu den Bemühungen um die Modernisierung Irans stand (2).
Im Verlauf der Zeit, in einem seltenen historischen Moment vereinte sich diese Gruppe von linken Unterstützern mit einer Minderheit religiöser Fundamentalisten (im Gegensatz zur Mehrheit der Gläubigen, die traditionell eine Trennung von Religion und Politik bevorzugten). Diese Minderheit, die sich gegen Freiheit und Entwicklung stellte und als „verhängnisvolle Verbindung von „roter und schwarze Reaktionäre1” bezeichnet wurde, wuchs allmählich zu einer einflussreichen Kraft heran. Diese Oppositionsgruppe entfesselte 1979 eine Revolution, die alle Errungenschaften der vergangenen Jahre der iranischen Gesellschaft zunichtemachte.

Zwar mag die Koalition zwischen Marxisten und fundamentalistischen Islamisten auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch eine genauere Betrachtung ihrer gemeinsamen Feindbilder – insbesondere ihre Ablehnung des Modernismus, des Patriotismus und der Freiheit – verdeutlicht, dass sie unter dem gemeinsamen Banner des Antiimperialismus, wenn auch mit scheinbar unvereinbaren Gründen zusammenfanden, um gegen die umfassenden Fortschrittspläne Irans und gegen reale sowie eingebildete Feinde vorzugehen.
Im Folgenden werden einige dieser Unzufriedenheiten und Widersprüche näher beleuchtet.
Frauenangelegenheiten
Die mittleren Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stellten den Höhepunkt der Errungenschaften iranischer Frauen in verschiedenen Bereichen dar. Das Recht auf Bildung (3), die Anhebung des Strafmündigkeitsalters für Mädchen (4), die Erhöhung des Mindestalters für die Eheschließung von Mädchen und das Verbot von Kinderehen, die Reform der Gesetze zur Polygamie, die Zulassung von Frauen als Richterinnen und Ministerinnen (5), die Anerkennung der Zeugenaussage von Frauen vor Gericht, das Recht verheirateter Frauen, das Land zu verlassen, das Recht auf Arbeit, das Sorgerecht für Kinder, die Gleichstellung von Männern und Frauen im Schadensersatzrecht (Diyya), die Reform des Erbteils von Töchtern, das Recht auf Scheidung (6), das Wahlrecht für Frauen und ihre politische Beteiligung (7), die Freiheit in der Wahl ihrer Kleidung, ihre gesellschaftliche Präsenz und die Alphabetisierung – all diese Errungenschaften wurden mit minimalem Aufwand und geringen Kosten durch die Unterstützung der damaligen Regierung erzielt.
Obwohl einige traditionelle Gesellschaftsschichten aus religiösen und konfessionellen Gründen gegen diese Rechte opponierten, nahmen die Einwände der zweiten Generation der Intellektuellen, die islamischer oder marxistischer Herkunft waren, eine besonders bemerkenswerte und eigenartige Wendung. Sie betrachteten diese Rechte als künstlich, oberflächlich und von wenig Bedeutung im Vergleich zum entscheidenden Kampf gegen den Imperialismus und dessen Symbole. Diese Kritik ebnete schrittweise den Weg für die Diskreditierung dieser Fortschritte. Die dramatischen Konsequenzen dieser Haltung wurden nach der Revolution von 1979 auf schmerzhafte Weise deutlich sichtbar: Mit der Neudefinition der sozialen Rolle und der Rechte der Frauen gingen nahezu alle zuvor errungenen Rechte verloren. Bis heute, 46 Jahre später, zahlen iranische Frauen weiterhin einen hohen Preis, um diese grundlegenden und selbstverständlichen Rechte wiederzuerlangen.
Freiheiten und kulturelle sowie künstlerische Aktivitäten

In der Ära der Modernisierung Irans eröffnete der Zugang zu globaler Kunstgeschichte sowie die Fülle an literarischen, historischen und künstlerischen Übersetzungen neue Horizonte für das kulturelle Wachstum. Die Durchführung bedeutender Musik-, Theater-, Film- und Kunstfestivals – wie dem Kultur- und Kunstfestival, dem Shiraz Arts Festival2 und dem Tus Arts Festival3 – förderte den interkulturellen Austausch und brachte Iran in den Dialog mit den künstlerischen und kulturellen Errungenschaften anderer Nationen. Zudem wurden Radio- und Fernsehsender gegründet, Fakultäten und Schulen für Kunst und Architektur ins Leben gerufen, Kunstgalerien sowie staatliche und private Museen eröffnet – allesamt entscheidende Schritte, die dem Iran zu einer florierenden kulturellen Landschaft verhalfen.
Dank dieses Bewusstseins und der sozialen Freiheiten konnten sich iranische Künstler in einer beispiellosen Weise mit sowohl der heimischen als auch internationalen Kunst und Literatur auseinandersetzen. Diese Auseinandersetzung ermöglichte es ihnen, eine Ausdrucksweise zu schaffen, die tief in der reichen kulturellen und künstlerischen Tradition Irans inspiriert war, zugleich jedoch der modernen Welt zugänglich und verständlich wurde.
Obwohl das Volk diese kulturellen Neuerungen mit großer Begeisterung aufnahm, stießen die neuen künstlerischen Ausdrucksformen auf heftigen Widerstand. Konservative Gruppen lehnten die Aufführung moderner Filme, die Durchführung von Konzerten und die Veröffentlichung moderner Literatur vehement ab. Sie betrachteten diese Werke als fremd und westlich beeinflusst, unvereinbar mit der religiösen und traditionellen Kultur Irans. Ein weiterer Teil der Kritik kam von jenen, die der Meinung waren, dass diese Bemühungen nicht progressiv genug seien, sondern im Gegenteil rückschrittlich und reaktionär wirkten.
Darüber hinaus wurden den Werken ideologische Vorwürfe gemacht, die oft die angebliche Oberflächlichkeit und mangelnde politische Tiefe kritisierten. Sie wurden als konsumorientiert und nicht ausreichend politisch angesehen. Diese Einwände fanden ihre Resonanz in den Reihen der Revolutionäre von 1979 und prägten fortan die kulturellen Richtlinien der neuen Regierung. In den ersten Jahren nach der Revolution fand keine Kunst Anerkennung, die nicht in politischer Hinsicht ausgerichtet war oder sich gegen den Westen stellte.
Selbst heute, trotz des anhaltenden Strebens vieler Künstler nach einer authentischen, unabhängigen iranischen Kunst, wird von der Regierung einzig eine Kunst gefördert, die die ideologische Erzählung der Machthaber stützt. Alle anderen Werke sind nach wie vor der Zensur unterworfen und mit scharfen Einschränkungen konfrontiert. (8, 9, 10)
Die Wiederbelebung des iranischen Selbstbewusstseins und die Konvergenz der Iraner
Seit dem späten 18. Jahrhundert, im Einklang mit dem Aufstieg der Geschichtswissenschaft und Archäologie sowie dem stetigen Anstieg gebildeter Iraner, formte sich allmählich ein wachsendes Bewusstsein für die historische Vergangenheit des Landes. Die Iraner begannen zu begreifen, dass die Pflege des nationalen Selbstbewusstseins nicht nur das Verständnis für die kulturelle Vielfalt und die bunte Geschichte ihrer Nation förderte, sondern auch als ein wesentlicher Baustein für ihre Einheit und Konvergenz fungieren konnte. In dieser Zeit unterstützte die marxistisch-leninistische Tudeh-Partei, nach der Besetzung des Nordens Irans durch die Armee Stalins, jene Gruppen, die versuchten, durch eine gezielte Manipulation des nationalen Bewusstseins die historische Einheit der Iraner zu untergraben – mit dem Ziel, territoriale Ansprüche und separatistische Bewegungen voranzutreiben. So entstanden die Regierungen von Qazi Mohammad in Kordestan und Ja’far Pishevari in der Region Aserbaidschan, die beide von der Sowjetunion unterstützt wurden (12, 13). Diese Regierungen, die sich der kulturellen Identität und der nationalen Einheit der Iraner widersetzten, konnten jedoch nur für kurze Zeit bestehen und wurden schnell mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung gestürzt. Auch die religiösen Kräfte im Land sahen in der Beachtung der vorislamischen iranischen Kultur einen Rivalen zum Islam und wehrten sich gegen das zunehmende Interesse der Iraner an ihrer vorislamischen Kultur Irans. (14)
Wirtschaftspolitik
Zwischen der konstitutionellen Revolution und der Revolution von 1979 erlebte Iran tiefgreifende wirtschaftliche Veränderungen. Die Wirtschaftspolitik dieser Zeit beinhaltete unter anderem umfassende Landreformen in den 1960er Jahren, die darauf abzielten, Land an Bauern zu verteilen, sowie die Ausarbeitung von fünfjährigen Entwicklungsplänen, die auf Industrialisierung und den Ausbau der Infrastruktur setzten. Ebenso wurde die Ölpolitik reformiert, um den iranischen Anteil an den Öleinnahmen zu erhöhen. In dieser Phase wurden auch große Industrien wie Stahl und Automobilproduktion ins Leben gerufen und die Hochschulbildung ausgebaut, um Wirtschaftsexperten und qualifizierte Arbeitskräfte zu schulen.
Diese Reformen führten zu bemerkenswerten Erfolgen, die das Land in vielerlei Hinsicht veränderten: In den 1960er und 1970er Jahren erlebte Iran ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum. Wichtige Infrastrukturbauten wie Straßen, Eisenbahnen und Flughäfen wurden realisiert. Durch die Industrialisierung verwandelte sich Iran von einem überwiegend landwirtschaftlich geprägten Land zu einem Industriestaat. Das Pro-Kopf-Einkommen stieg durch das Wirtschaftswachstum und die hohen Öleinnahmen, was zu einer Verbesserung der Lebensstandards führte. Zudem wurden die Arbeitsbedingungen der Arbeiter verbessert, deren Beteiligung an Unternehmensanteilen stieg. Eine zunehmend große städtische Mittelschicht entstand, und die Entwicklung der Städte erhöhte die Lebensqualität in urbanen Gebieten erheblich (15, 16).
Obwohl diese Fortschritte der iranischen Wirtschaft insgesamt zugutekamen, stießen sie auf heftige Kritik von linken Oppositionellen und Teilen der religiösen Kräfte. Die Tudeh-Partei, eine marxistisch-leninistische Partei, äußerte ihre Ablehnung gegenüber Privatisierungen, ausländischen Investitionen und der freien Marktwirtschaft durch ihre Zeitung „Mardom“ und andere Publikationen (17, 18). Sie bezeichneten diese wirtschaftlichen Maßnahmen als abhängigen Kapitalismus und als ein Werkzeug zur Ausbeutung der Arbeiter, wobei sie besonders die natürlichen Ungleichheiten, die mit wachsendem Wirtschaften einhergehen, anprangerten.
Auch religiöse Kräfte ignorierten die erreichten wirtschaftlichen Erfolge und kritisierten, im Namen der Verteidigung der Landbesitzerklasse und der traditionellen Händler, die wirtschaftliche Modernisierung des Landes. Dabei sprachen sie sich gegen die Beteiligung von Ausländern an der iranischen Wirtschaft aus.
Religions- und Glaubensfreiheit
Obwohl Artikel 20 der konstitutionellen Verfassung des Iran die Religions- und Glaubensfreiheit explizit garantierte, betrachteten einige islamistische Kräfte diese verbriefte Freiheit als eine Bedrohung für den Islam. Sie äußerten die Befürchtung, dass ausländische Mächte, insbesondere durch religiöse Missionare, Einfluss auf die iranische Gesellschaft auszuüben versuchten. Unter dem Vorwand, die iranische Gesellschaft vor fremdem Einfluss zu schützen, lehnten sie den Pluralismus ab und stellten sich gegen das friedliche Zusammenleben der verschiedenen religiösen Gruppen im Land. In der Folge machten sie den Kampf gegen andere Religionen sowie die Verfolgung ihrer Anhänger zu einem zentralen Bestandteil ihrer politischen Agenda. Diese Haltung setzte sich nach dem Machtwechsel von 1979 fort und führte zu schweren Einschränkungen für alle Religionen außer der des schiitischen Islams, der als die offizielle Religion der Islamischen Republik anerkannt wurde. Heute ist es Anhängern anderer Glaubensrichtungen untersagt, ihre Religion öffentlich zu verbreiten, und sie sind bei der Ausübung ihrer religiösen Riten erheblichen Einschränkungen ausgesetzt. Bahá’í dürfen weder ein Geschäft führen noch eine Ausbildung erhalten, und ihre Rechte als Bürger werden systematisch missachtet. Zoroastrier wird die Durchführung ihrer religiösen Zeremonien in der Öffentlichkeit verwehrt, sunnitischen Muslimen ist es in schiitisch dominierten Städten untersagt, Moscheen zu errichten, und auch Juden sowie Christen ist es im Allgemeinen nicht gestattet, neue Gebetshäuser zu errichten.
Die moderne Geschichte Irans ist von einem kontinuierlichen Bestreben sowohl der Bevölkerung als auch der Elite geprägt, Modernisierung, Fortschritt und Rechtsstaatlichkeit im Einklang mit Tradition und Modernismus zu verwirklichen. Dieser Versuch fand seinen Höhepunkt in Programmen zur Modernisierung und dem Aufbau von Institutionen. Trotz ihrer Schwächen legten diese Anstrengungen den Grundstein für zahlreiche Erfolge in Bereichen wie Frauenrechten, Bildung sowie der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und künstlerischen Entwicklung und trugen zur Wiederbelebung der iranischen nationalen Identität bei. Auf diese Weise wurden die fundamentalen Strukturen einer modernen Gesellschaft geschaffen.
Doch das Aufkommen von anti-modernen Strömungen, sowohl von linken als auch von religiösen Kräften, führte zu einer Allianz gegen den Modernisierungsprozess. Mit einer ideologisch eingefärbten und einseitigen Perspektive übersahen sie die bereits erzielten Fortschritte und stellten diese letztlich mit der Revolution von 1979 vor eine ernste Herausforderung.
Diese historische Erfahrung lehrt uns, dass echter Fortschritt und nachhaltige Entwicklung nur durch die Anerkennung der Schwächen einer Gesellschaft sowie durch die Unterstützung sowohl traditioneller als auch moderner Werte wie Freiheit, Gleichheit, Vielfalt und Vaterlandliebe erreicht werden können. Jegliche ideologische Ablehnung dieser Prinzipien jedoch führt eine Gesellschaft unweigerlich in eine Richtung des Rückschritts und Verfalls.
Quellen:
- Kiyanuri, 1371/1992: 77, Memoiren.
- Lenczowski, G. 1949: 224, Russia and the West in Iran 1918-1948.
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- Chehabi, “Staging the Emperor‘s New Clothes: Dress codes and nation‐building under Reza Shah”, Iranian Studies, 219–221.
- ساناساریان، الیز۱۳۸۴ جنبش حقوق زنان در ایران (طغیان، افول و سرکوب از ۱۲۸۰ تا انقلاب ۱۳۵۷)، تهران: نشر اختران،ص. ۱۶۱, Sanasarian, Eliz (2005). Die Frauenrechtsbewegung im Iran (Aufstieg, Niedergang und Unterdrückung von 1901 bis zur Revolution 1979). Teheran: Nashr Akhtaran, S. 161.
- ساناساریان، الیز؛ ص.۱۴۶ تا ۱۵۳
- Iran and its place among nations. Mafinezam, Mehrabi. Praeger. 2008
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- http://www.iranicaonline.org/articles/economy-ix
- Ralph Groves & Justin Groves: Soviet Raison d‘état and Relations with Iran‘s Communist Parties, 1920-1979, Cambridge, 2023
- https://fr.rbth.com/histoire/83467-urss-iran-operation-countenance-azerba%C3%AFdjan
- Mohammad Reza Shah Pahlavi prägte den markanten Begriff „rote und schwarze Reaktion“, um das gefährliche Bündnis zwischen Kommunisten und Islamisten zu kennzeichnen. Für ihn stellte dieser Zusammenschluss nicht nur eine unmittelbare Bedrohung für die Monarchie dar, sondern auch
eine gravierende Gefahr für die Zukunft und den Fortschritt Irans. Der Schah war fest davon überzeugt, dass diese Allianz den Modernisierungs- und Entwicklungsweg des Landes nachhaltig gefährden könnte.
In den Augen des Schahs würde eine Symbiose aus kommunistischer und islamistischer Ideologie die iranische Gesellschaft in einen Strudel von Extremismus und Chaos ziehen und das Wachstum des Landes untergraben. Besonders in den letzten Jahren seiner Herrschaft warnte er eindringlich vor diesem verhängnisvollen Bündnis und betrachtete es als eine ernsthafte Bedrohung für die Stabilität und die Zukunft Irans. ↩︎ - Das Shiraz Arts Festival (1967–1977) wurde unter der Schirmherrschaft von Kaiserin Farah Pahlavi organisiert und war ein visionäres Kunstereignis, das Shiraz und Persepolis in ein Zentrum für Kultur und Innovation verwandelte. Es brachte Künstler aus der ganzen Welt zusammen, um traditionelle iranische Kunst mit moderner Musik, Tanz, Theater und experimentellen Darbietungen zu verbinden. Das Festival förderte kulturellen Austausch, inspirierte Kreativität und zeigte den Iran als offenen und kunstbegeisterten Gastgeber. Mit Beiträgen weltberühmter Künstler wie John Cage und lokalen Meistern war es ein Symbol für die Kraft der Kunst, Brücken zwischen Kulturen zu bauen. ↩︎
- Das Tus Arts Festival war ein kulturelles und künstlerisches Ereignis, das in der historischen Stadt Tus im Iran stattfand, bekannt als Geburtsort des berühmten persischen Dichters Ferdowsi, dem Autor des „Shahnameh“. Das Festival wurde ins Leben gerufen, um das reiche kulturelle Erbe der Region zu feiern und die Bedeutung von Ferdowsis Werk für die persische Identität hervorzuheben. Es umfasste eine Vielzahl von Veranstaltungen wie Poesie-Lesungen, Theateraufführungen, musikalische Darbietungen sowie akademische Diskussionen über persische Literatur und Geschichte. Durch dieses Festival wurde die kulturelle Bedeutung von Tus wieder ins Bewusstsein gerückt, und es förderte die Bewahrung und Wertschätzung der persischen Kultur und Traditionen. ↩︎